Schon sieben Millionen Klimaflüchtlinge in 2019

Entwicklungsminister Müller: Im Haushalt 2020 fehlen noch 500 Millionen Euro zur Finanzierung von Klimahilfen für Entwicklungsländer

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Paris. Die Klimakrise vertreibt schon jetzt Millionen, vor allem im globalen Süden: Rund sieben Millionen Menschen sind laut einer Studie in den ersten sechs Monaten 2019 innerhalb ihres Landes vor extremen Wettersituationen und Naturkatastrophen geflohen. Das sei ein historischer Höchststand, erklärte eine Sprecherin des Beobachtungszentrums für Binnenflüchtlinge am Freitag in Genf.

In einem Bericht über Vertreibungen im ersten Halbjahr 2019 nennt das Zentrum den Zyklon »Fani« in Indien und Bangladesch, den Zyklon »Idai« im südlichen Afrika und Überschwemmungen in Iran. Viele Wetterextreme wie Stürme, Fluten und Dürren gehen laut Experten des Weltklimarates direkt auf die Erderwärmung zurück.

Weitere 3,8 Millionen Menschen flüchteten im ersten Halbjahr 2019 den Angaben nach innerhalb der Grenzen ihres Landes vor Gewalt und Konflikten. Zu besonders massiven Fluchtbewegungen sei es innerhalb der Länder Syrien, Jemen, Afghanistan, Libyen und der Demokratischen Republik Kongo gekommen. Das Beobachtungszentrum wurde vom unabhängigen Norwegischen Flüchtlingsrat gegründet, um Daten über Fluchtbewegungen innerhalb von Ländern zu sammeln und Analysen zu erstellen.

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Arme Länder erhalten derweil im Kampf gegen den Klimaerwärmung mehr Finanzhilfen aus westlichen Industrieländern. Doch um das 100-Milliarden-Dollar-Ziel (91 Milliarden Euro) für das kommende Jahr 2020 zu erreichen, sind noch weitere Anstrengungen nötig. Das geht aus einem am Freitag in Paris veröffentlichten Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.

Demnach flossen 2017 aus staatlichen und privaten Töpfen insgesamt 65 Milliarden Euro (71,2 Milliarden US-Dollar) an die Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika - eine Steigerung von 21 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch 53 Milliarden Euro (58,6 Milliarden US-Dollar). Während der Anteil staatlicher Finanzhilfen den Angaben nach 2017 bei knapp 52 Milliarden Euro lag, waren es von privater Seite gut 13 Milliarden Euro. Die OECD mahnt eine stärkere Mobilisierung privater Mittel an.

Vor zehn Jahren haben Industrieländer zugesagt, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen und privaten Quellen für den Klimaschutz und die Anpassung von Entwicklungsländern an die Folgen der Klimakrise bereitzustellen. Für Deutschland hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) 2015 zudem angekündigt, die deutsche Klimafinanzierung möglichst zu verdoppeln: Bis 2020 sollte sie von zwei Milliarden Euro auf jährlich vier Milliarden Euro wachsen.

Allerdings erklärte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erst am Mittwoch bei den Haushaltsberatungen im Bundestag, dass ihm für die Finanzierung internationaler Klimazusagen im kommenden Jahr noch 500 Millionen Euro fehlten. Am 23. September wollen internationale Staats- und Regierungschefs bei einem UN-Klimagipfel in New York ihre Anstrengungen für den Klimaschutz präsentieren und erörtern. epd/nd

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