Gleichung stimmt, Vergleich hinkt

«Unfallexperte»: Polo durchaus gefährlicher als ein Macan

  • Mika Mlynar
  • Lesedauer: 2 Min.

Kürzlich geriet in Berlin ein Superschwergewicht-PKW, ein so genannter SUV vom Typ «Macan», auf den Gehweg und tötete vier Menschen. (Die Ursache war zu Redaktionsschluss dieser Seite noch nicht öffentlich.) Bereits unmittelbar nach dem Unfall war die Frage hoch gekommen, ob ein solches Auto, das die Eigenschaften von Sport-, Gelände- und Luxusmobil vereint, im Verkehr prinzipiell gefährlicher sei als andere Typen. Bezüglich Masse und Geschwindigkeit hatte die dpa dazu einen so genannten Unfallexperten zitiert: «Die Masse geht hier nur mit der Hälfte in die Formel ein und die Geschwindigkeit mit dem Quadrat. Das heißt nichts anderes als: Wenn ein ›Polo‹ 70 fährt, ist er durchaus gefährlicher für einen Menschen als ein ›Macan‹ mit 40.»

Die Gleichung stimmt, aber der Vergleich hinkt, und man ahnt durchaus warum. Was die kinetischen Energie betrifft, so spielen die Massen mit 2,5 Tonnen («Macan») und 1,5 Tonnen («Golf) bei angenommenen 80 km/h durchaus eine Rolle. Sie ist beim Aufprall eines »Macan« rund drei Mal so hoch. Zudem beschleunigt bereits die »Macan«-Variante mit nur 240 PS gut doppelt so viel wie einer der stärksten »Polos« (80 PS). Und noch etwas: Mit besagtem »Macan« ist man ab 1800 Euro jährlich bei Kasko dabei, beim »Polo« schon mit etwa der Hälfte. Der von der dpa zitierte »Unfallexperte« ist im Hauptberuf leitender Mitarbeiter beim Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft. Für die sind »Stadtgeländewagen« derzeit ein Supergeschäft.

Denkspielergebnisse aus »nd.Commune« vom 21. September 2019
 

»Dreiecksverhältnisse«

1. Die beiden gefragten Winkel hatten 60 Grad bzw. 120 Grad. Richtig schlussfolgerte das auch Uwe Reuter aus Magdeburg, und er erhält als Gewinnbuch »Stirb doch, Liebling!«, Roman von Ariana Harwicz, C. H.Beck. 2. Zu den eindeutigen Beweisführungen zählte auch die von Erhard Thiel aus Cottbus, an den der ausgeloste Buchpreis geht: »Paradies möcht ich nicht«, Roman von Eric Bergkraut, Limmat. Beispiellösung für 1. und 2. unter www.schulmodell.eu/unterricht/faecher/mathematik/wochenaufgabe/serie-52.html?start=3

»Gleichung stimmt, Vergleich hinkt«

Die Aufgabe war wohl wegen der detaillierten Zusatzinformation recht einfach. Möglichererweise hatte aber auch die SUV-Katastrophe in Berlin besondere Aufmerksamkeit geweckt. Es gab sehr viele Zusendungen. Der Anhalteweg beträgt 40 Meter. Dorit Krusche aus Timmendorf erhält den Buchpreis: »Gegen Morgen«, Roman von Deniz Utlu, Suhrkamp.

»Dauerkurs Nordost«

Hier gab es zwei Auslegungen der Aufgabenstellung. 1. Hält der Flieger immer Kurs Nordost, nähert er sich dem Nordpol in einer unendlichen Spirale und erreicht den Äquator nie. Wenn aber 2. lediglich die eingeschlagene Richtung nicht geändert wird, überquert der Flieger auf einem Großkreis nach 26 Stunden und 42 Minuten wieder den Äquator. Ausgelost wurde Hennig Wesarg aus Halberstadt: »Virginia«, Roman von Nell Zink, Rowohlt.

»kurz & knapp«

Bei 1. kannte die Fantasie (fast) keine Grenzen, z. B.: »Einzig ›Gesang‹ beginnt und endet mit gleichem Buchstaben«, »›Gast‹ ist das einzige Wort mit ›t‹« oder »Nur ›Albino‹ ist dreisilbig«. Für 2. hieß das Lösungswort »Gelsenkirchen«. Schließlich gab es 3. zahlreiche richtige ergänzende Wortgruppen, u. a. »-ein«, »-aden«, »-und« oder »-all«. Thea Wertmann aus Hagen gehörte zu den »Richtigen« und erhält als Buchlosgewinnerin: »Frieda«, Roman von Dagmar Fohl, Gmeiner.

Die meisten Unfälle im Straßenverkehr rühren übrigens letztlich daher, dass - egal, ob das Auto zu schnell oder zu schwer, zu leicht oder zu langsam war - nicht situationsgemäß gebremst wurde. Deshalb probieren wir es hier zur Prophylaxe mal wieder theoretisch: Der Anhalteweg (A, in Metern) eines Autos ist = Reaktionsweg R (in m) + Bremsweg B (in m). Ist die Fahrgeschwindigkeit x (in km/h), gelten als Faustformeln R= 3x/10 und B= x²/100. Frage: Wie lang ist der Anhalteweg, wenn der Bremsweg 25 Meter beträgt? Mika Mlynar

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