- Politik
- Tag gegen Gewalt an Frauen
Jede Woche drei Femizide
Zum Tag gegen Gewalt an Frauen demonstrierten weltweit Zehntausende Menschen
Wir müssen es in Deutschland endlich als das benennen, was es ist: Frauenmorde. Oder: Femizide. 141 Frauen wurden im Jahr 2017 von ihren Partnern oder Expartnern getötet, das macht fast drei Femizide die Woche. Jede vierte Frau hat schon Gewalt in Partnerschaften erfahren.
In Lateinamerika, Spanien und Italien finden regelmäßig Massendemonstrationen gegen Femizide statt. Am Samstag gingen allein in Frankreich im Vorfeld des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen 150.000 Menschen auf die Straße, weitere Großdemos gab es unter anderem in Rom, Lausanne, Athen und Mexiko-Stadt. In Deutschland demonstrieren am 25. November jedes Jahr nur wenige Hundert; meist sind es migrantische Frauenorganisationen, die dazu aufrufen.
Die Verantwortung dafür liegt auch bei uns Medien: Morde an Frauen werden oft nur in den Randspalten von Regionalzeitungen erwähnt - außer, der Tatverdächtige ist ein Geflüchteter. Erst kürzlich hat sich die Nachrichtenagentur dpa entschieden, Frauenmorde nicht mehr mit Wörtern wie »Familiendrama« zu betiteln.
Wenn jeden Tag ein Mann versucht, seine Partnerin oder Expartnerin umzubringen, dann ist das ein strukturelles Problem. Der deutsche Unwille, das anzuerkennen, hat dabei auch durchaus koloniale Züge: Man tut, als hätte man mit so etwas Unzivilisiertem hierzulande nichts zu tun. Diese Einstellung ist nicht nur falsch - sie hat auch reale Auswirkungen.
Massenprotest gegen häusliche Gewalt
Allein in Paris gingen rund 100 000 Menschen für Frauenrechte auf die Straße
Zur Zeit fehlen nach Angaben der ARD-Tagesschau 14.600 Plätze in Frauenhäusern; den Aufenthalt müssen Gewaltopfer in der Regel selbst bezahlen. Daran ändern auch die nun zugesagten Mittel der Bundesregierung nichts. Oft stellt sich nach einem Femizid auch heraus, dass sich das Opfer bereits an die Polizei gewandt hatte - und nicht ausreichend Schutz bekam.
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