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Erfolg heiligt nicht die Mittel
Haidy Damm über die Forderung nach Lösungen für die Datenökonomie
Industriepräsident Dieter Kempf will »einen anderen Umgang mit Daten in Deutschland«. Bei dieser Forderung geht es ihm nicht um Datensouveränität, denn das Ziel ist klar formuliert: Unternehmen sollen neue Geschäftsmodelle entwickeln können. Das Dilemma, dass Deutschlands Wirtschaft führender Teil der weltweiten Datenökonomie werden will und in Europa gleichzeitig Wert auf Datenschutz gelegt wird, soll mit seiner Forderung in Richtung Datenfreigabe aufgelöst werden.
Dabei sieht sich Kempf in Eintracht mit der Bundesregierung: Vor zwei Jahren hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Davos verkündet, Europa müsse sich schleunigst entscheiden, da sonst »die Welt über uns hinwegrollt, derweil wir philosophisch über die Frage der Datensouveränität debattieren«. Gleich zweimal wiederholte die Kanzlerin in ihrer Rede, Daten seien »der Rohstoff des 21. Jahrhunderts«. Das sei so. Das soll so sein. Punkt.
Dabei ist die Sammlung von persönlichen Daten zur Profitmaximierung von Unternehmen nicht alternativlos. Wie die US-Wissenschaftlerin Shoshana Zuboff zu Recht feststellt: Der Überwachungskapitalismus ist Menschenwerk, er steht im historischen Kontext und ist keine technologische Unvermeidbarkeit. Folglich ist Datenökonomie nicht gut, nur weil Unternehmen damit erfolgreich sind.
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