Immer mehr Waffen zu Silvester

Die Innenpolitik zieht Resümee aus der Silvesternacht: Die Böller-Verbotszonen sind erfolgreich.

  • Philip Blees
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein leiserer Knall als in den vergangenen Jahren: Die Bilanz zur Silvesternacht im Abgeordnetenhaus fällt vergleichsweise positiv aus. Verbotszonen für Feuerwerk haben funktioniert, die Angriffe auf Rettungs- und Polizeikräfte sind zurückgegangen. »Die Böllerverbotszonen waren ein voller Erfolg«, resümiert Innensenator Andreas Geisel (SPD). Trotz aller Kritik im Vorfeld sei das Konzept aufgegangen. Der Alexanderplatz und der Steinmetzkiez in Schöneberg, wo Feuerwerk verboten war, blieben ruhiger als im vergangenen Jahr und wurden sogar teilweise als böllerfreier Rückzugsraum genutzt. »Eine systematische Verdrängung hat nicht stattgefunden«, so Geisel. Nun müsse man überlegen, ob diese Zonen beim nächsten Silvester ausgeweitet werden sollen. Der Innensenator nennt dafür den Hermannplatz, rechtlich sei dies allerdings schwierig.

Trotz der guten Neuigkeiten gibt es Kritik aus der Opposition: So bezeichnet der CDU-Fraktionschef Burkard Dregger den zunehmenden Einsatz von Schreckschusswaffen als »unerträglich«. »Diesen Auswüchsen muss man Einhalt gebieten«, fordert er. Rückendeckung bekommt er dabei von der Polizei: »Der Umgang mit Schreckschusswaffen hat massiv zugenommen«, so Polizeipräsidentin Barbara Slowik. 125 Straftaten habe die Polizei diesbezüglich aufgenommen. In Zukunft solle hier mehr Präventionsarbeit geleistet werden. Die Gefahr von Schreckschusswaffen werde häufig unterschätzt: »Sie können im schlimmsten Fall tödlich sein.«

Rund 2000 Polizist*innen warten in der Silvesternacht zusätzlich im Einsatz. 47 Angriffe auf Polizeikräfte hat es laut Slowik gegeben, 24 wurden dabei verletzt. Das sind nur halb so viele wie noch im Jahr zuvor. »Alle sind im Dienst geblieben«, so die Polizeipräsidentin. Auch die Feuerwehr verzeichnet weniger Gewalt: 24 Angriffe auf Feuerwehrleute hat es demnach gegeben, von den 1500 Einsatzkräften wurden dabei drei verletzt. Im Vorjahr waren es noch neun. Entwarnung gibt es keine: »In unserer Wahrnehmung war das eine neue Qualität«, sagt Landesbranddirektor Karsten Homrighausen. Auch hier seien die Schreckschusswaffen ein Problem: So sei etwa versucht worden, die Türen eines Feuerwehrwagens gewaltsam zu öffnen und mit einer Pistole in die Kabine zu schießen.

Über den weiteren Umgang mit dem Problem wird nun diskutiert. »All das, was Silvester stattgefunden hat, ist jetzt schon illegal«, gibt Geisel zu bedenken. Statt weiterer Verbote müsse geltendes Recht effektiver durchgesetzt werden. Darüber hinaus strenge man im Bundesrat eine Initiative zur Erleichterung des Böllerverbots an. »Klar ist, dass dort Bundesrecht geändert werden muss«, so Geisel.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal