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  • Automobilmesse in Berlin

Konzept für IAA fehlt noch

Für Ausrichtung einer ökologischen Mobilitätsschau mangelt es an Ideen

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist die größte Messeveranstaltung des Landes: die Internationale Automobilausstellung (IAA). Seitdem klar ist, dass die Autoschau, die vom Verband der Automobilindustrie ausgerichtet wird, nicht mehr in Frankfurt am Main stattfinden wird, ist der Kampf um die Nachfolge voll entbrannt. Zurzeit sind noch Hamburg, München und Berlin im Ringen um die Ausrichtung einer allerdings neu ausgerichteten, nachhaltigen und ökologischen Mobilitätsschau mit dabei. In wenigen Wochen soll die endgültige Entscheidung fallen, welche Stadt ab 2021 die neue IAA ausrichten darf.

Aber ist Berlin überhaupt bereit, ein derartiges Großereignis zu organisieren? Die Antwort der Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) auf eine Schriftliche Anfrage des Linkspartei-Abgeordneten Harald Gindra, die »nd« vorliegt, wirft diesbezüglich neue Fragen auf. Zwar betont die Senatskanzlei in ihrer Antwort, dass »der Senat und ihn tragende Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus« für »eine progressive Gestaltung der Mobilitätswende und eine Profilierung des Landes als Labor für innovative Lösungen mit nach außen wirkender Vorbildrolle« stehen würden. Dazu wird unter anderem auf das Mobilitätsgesetz verwiesen, das es in dieser Form bislang nur im Bundesland Berlin gibt. Aber dass die Grünen einer solchen Schau - gelinde gesagt - sehr skeptisch gegenüberstehen, findet keine Erwähnung. Dabei hatte sich der Regierende Bürgermeister Michael Müller vor Kurzem noch bitter beklagt, dass die Grünen und deren Wirtschaftssenatorin Ramona Pop nicht bei der IAA-Bewerbung aufgetaucht seien. Müller sprach von »einem Trauerspiel für die Stadt«.

Es ist jedoch nicht nur die fehlende politische Einigkeit im Senat die eine IAA-Bewerbung zweifelhaft erscheinen lassen. Vielmehr scheinen bislang keine ausgefeilten Konzepte vorzuliegen, wie Berlin eine neue Mobilitätsmesse ausgestalten will. »Bislang liegen keine konkreten Planungen für eine weiterentwickelte IAA im Sinne einer den aktuellen verkehrspolitischen Herausforderungen angemessenen Mobilitätsmesse vor«, heißt es aus der Senatskanzlei lapidar in der Antwort. Aus diesem Grund gibt es auch keine Informationen über mögliche Kooperationspartner und gegebenenfalls Mitveranstalter der Messe. Fest steht lediglich, dass auch weitere Verkehrsmittel als Autos mit einbezogen werden sollen. »Die Zukunft des Individualverkehrs liegt aus Sicht des Senats in einer intelligenten Verbindung klimafreundlicher und innovativer Transporttechnologien«, erklärt Senatskanzleichef Christian Gaebler in der Antwort auf die Schriftliche Anfrage. Auf nd-Nachfrage erklärt Senatssprecherin Claudia Sünder am Montag: »Wir arbeiten mit Hochdruck und Leidenschaft daran, die Bewerbung zu unterfüttern.«

Für den wirtschaftspolitischen Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Harald Gindra, drückt sich die Senatskanzlei um kritische Fragen. So sei unklar, wie die Messe Besucherzahlen von zuletzt 560 000 bei der IAA stemmen will. Zur größten Berliner Messe, der Grünen Woche, kommen dagegen im Schnitt nämlich 400 000 Besucher. Im Vergleich zu Frankfurt am Main kann die Berliner Messe zwar 200 000 Quadratmeter Bruttofläche inklusiver Freiflächen zur Verfügung stellen, aber in der Mainmetropole verfügte die IAA alleine über 185 000 Quadratmeter Hallenfläche.

»Die Antworten bestätigen, dass die Berliner Messe mit ihren Kapazitäten bisherige Bedarfe der IAA nicht bewältigen könnte«, kritisiert Gindra. Der Abgeordnete glaubt auch, dass die Messe bei einem derartigen Ansturm von Anhängern des Individualverkehrs ein Parkplatzproblem bekommen würde. Außerdem könnte die geplante sukzessive Sanierung des Messegeländes durch die Automesse ins Stocken geraten. Gindra fordert, dass die Stadtgesellschaft in die Neukonzeption einbezogen wird. »Bis heute scheint das genaue Angebot des Landes Berlin nur einem verschworenen Kreis aus Senatskanzlei, Messegesellschaft und prominenten Fußballtrainern bekannt.«

Berlins Regierender Bürgermeister hatte bei der letzten Bewerbungsrunde überraschend Jürgen Klinsmann mitgebracht, den Trainer des Fußballbundesligisten Hertha BSC.

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