Vom Um- zum Zusammenbruch

Markus Drescher über ausbleibende Reformen in der katholischen Kirche

Die katholische Kirche steht vor großen Herausforderungen. In Deutschland laufen ihr die Mitglieder scharenweise weg, es herrscht Priestermangel, der Missbrauchsskandal ist höchstens halbherzig aufgeklärt, Frauen haben nach wie vor kaum etwas zu melden ... Probleme gibt es also zuhauf, Lichtblicke eher selten, Veränderungen gar nicht.

Alle, die darauf gehofft hatten, dass das päpstliche Lehrschreiben zur Amazonas-Bischofssynode Signale für Reformen enthält, können nur enttäuscht sein von den Ausführungen von Papst Franziskus. Kein Wort zum Zölibat, dessen Aufweichung eine Mehrheit der Bischöfe und Ordensvertreter aus Ländern der Amazonasregion im Kampf gegen den Priestermangel befürwortet hatten. Keine Fortschritte, was die Rolle der Frau betrifft.

Absolut kein Rückenwind also für jene, die sich für grundlegende Veränderungen engagieren. Vielmehr noch scheint der hierzulande gerade erst angelaufene Reformprozess, der sogenannte synodale Weg, bei dem es zentral auch um diese beiden Themen geht, damit schon wieder am Ende zu sein.

Wie wohl nun auch endgültig die Geduld vieler Gläubiger mit ihrer Kirche - und einem Papst, der viele Hoffnungen weckte, die er nicht erfüllen konnte oder wollte. Gewinner sind die konservativen Gegner jedweder Veränderung. Doch ihr Sieg wird einen hohen Preis haben: Wo kein Umbruch stattfindet, ist der Zusammenbruch nicht weit.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal