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Streitbarer Wohnungsloser
Private Kampagne mit Falschinformation: Ein wohnungsloser Senior aus Los Angeles hat einen Polizisten verklagt
Wir wissen nicht viel über Rex Schellenberg - und das ist auch gut so. Die »Los Angeles Times« zeigt ihn auf einem Foto mit grünem schwarzen Hut, darunter weiße Haare und das Gesicht eines Seniors mit Dreitagebart, versteckt hinter einer Sonnenbrille.
Der 81-jährige Obdachlose hat die Polizei von Los Angeles verklagt, genauer gesagt den Beamten Sean Dinse. Der hatte offenbar Fotos von Schellenberg und Informationen über seinen möglichen Aufenthaltsort in einer lokalen Facebook-Gruppe von Obdachlosengegnern gepostet.
Von denen gibt es einige in der Stadt, auch Polizeibeamte tummeln sich offenbar in den Gruppen, wo immer wieder sozialchauvinistische Hasskommentare über einzelne Obdachlose und auch über die in der teuren Millionenstadt LA regelmäßig auftauchenden Camps von Wohnungslosen veröffentlicht werden. Dinse war dort regelmäßig nicht nur mitlesender Gast, sondern äußert sich selbst über Schellenberg.
Der Polizeibeamte habe mit seinen Posts über Schellenberg Anwohner zur Hilfspolizei gemacht und animiert, dessen Aufenthaltsorte zu beobachten - mit dem Ziel, ihn dann mit Polizeikontrollen zu belästigen und das Auto von Schellenberg ohne Grund abschleppen zu lassen, heißt es in der Klage. Die private Kampagne von Dinse läuft offenbar schon seit Jahren.
Die Behauptung, Schellenberg sei »drogenabhängig«, sei zudem nicht wahr, erklärt dessen Anwältin Carol Soble. Vielmehr habe der Mann, der seit 30 Jahren auf Bürgersteigen und in Fahrzeugen lebt, »schwere Rückenprobleme, sei nicht geisteskrank, habe aber ein Trauma, das jeder bekommen würde, der auf der Straße lebt«, so Soble.
Schon seit Jahren kämpfen Unterstützer von Wohnungslosen in Los Angeles gegen die Anti-Obdachlosen-Facebook-Gruppen wie »Crimebusters«, haben etwa eine Beschwerde beim Staatsanwalt von Kalifornien eingelegt. Und Schellenberg ist mit dabei. 2018 hat er die Stadt wegen der Konfiszierung seines Vans verklagt.
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