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Jubel auf marodem Fundament
Stefan Otto über den Anstieg der Passagierzahlen bei der Deutschen Bahn
Der deutliche Anstieg der Reisenden bei der Deutschen Bahn im Januar überrascht. Zwar sind die Ticketpreise im Fernverkehr gesunken, es wurden neue Züge angeschafft und der Service verbessert, wie die Bahn betont. Aber dass diese Maßnahmen so schnell wirken, ist kaum zu glauben. Dies sind doch eher kleine Schritte, die aber möglicherweise eine große Ausstrahlungskraft haben.
Natürlich wird über die Bahn immer noch viel gemeckert - wegen Verspätungen oder überfüllten Zügen. Auch ihre Wetterfühligkeit fällt nach wie vor auf, was vermuten lässt, dass über Jahre auf Verschleiß gefahren wurde. Aber Bahnfahren ist populär. Das Unternehmen hat in den Mehdorn-Jahren, als der Staatskonzern für den Börsengang fit gemacht werden sollte, zwar arg gelitten, aber sie hat die Reisenden offenbar nicht dauerhaft vergrault.
Nun erfährt die Bahn einen Paradigmenwechsel. Trotz dürftiger Bilanzen soll sie stärker vom Bund unterstützt werden. Das Unternehmen wird als Gemeingut betrachtet, weil ihr eine wichtige Rolle im Klimaschutz zuerkannt wird. Konzernchef Richard Lutz erklärte daraufhin, in den kommenden zehn Jahren die Passagierzahlen um ein Drittel erhöhen zu wollen. Das klingt überambitioniert. Denn es fehlt noch immer an Grundlegendem: Das Streckennetz ist vielerorts marode. Und die Investitionen des Bundes werden bei weitem nicht ausreichen, um die Mängel zu beheben.
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