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Nicht drauflos helfen

Forscher rät: Kontakt mit nur einem bedürftigen Haushalt

  • Lesedauer: 2 Min.

Benjamin Maier hat sich mit der Verbreitung der Coronainfektion wissenschaftlich beschäftigt. Der Physiker am Robert-Koch-Institut forscht zu infektiösen Ausbreitungsprozessen und nutzt dabei hauptsächlich Methoden der Netzwerktheorie und statistischer Physik. Menschen, die gegen die Epidemie ankämpfen wollen, indem sie etwas tun und anderen Menschen helfen wollen, ermutigt er. Doch zugleich warnt er im Gespräch mit »neues deutschland« davor, einfach so »drauflos zu helfen«. Grund dafür sei, dass man sich dabei stärker »durchmischt« als sonst, andere Wege zurücklegt und in kurzer Zeit viele Menschen trifft, die man sonst nicht gesehen hätte. »Das führt zu einem starken Anstieg an Kontakten und so zu einem höheren Risiko für die Allgemeinheit.«

Maier, der auch die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 in China verfolgte, erläutert: Das Besondere an Corona sei, dass vor allem Kinder und junge Menschen zwar infiziert sein können, aber zum Teil nur schwache bis gar keine Symptome zeigen. Trotzdem seien sie dann aber infektiös. Wer jetzt so vielen Menschen wie möglich helfen wolle, dem könne es passieren, dass er sich »bei Familie A das Virus holt, es bei Familie B und Familie C lässt und es abends beim Einkaufen für ältere Menschen erstens im Supermarkt verbreitet oder zweitens auf eben jene älteren Menschen überträgt«.

Deshalb schlägt Maier vor: Wer helfen wolle und sich gesund fühle, mit niemandem Kontakt hatte, der krank war, solle sich einen konkreten Haushalt suchen, um zu helfen. Im besten Fall sei dies ein Nachbarhaushalt. Erstens müsse man sich dann nicht durch die Stadt bewegen, was Durchmischung eindämme. Zweitens sorge man so dafür, effektiver Teil dieses Haushaltes zu werden. Maier: »In China haben wir gesehen, dass die meisten Übertragungen innerhalb von Haushalten stattfanden.« Sollte es also passieren, dass der Haushalt, dem man helfe, infiziert wird, sei es wahrscheinlich, dass auch Helfer oder Helferin infiziert werde. Wenn man aber außer diesem Haushalt sonst niemanden treffe, sei man selbst der Endpunkt einer Infektionskette. Wichtig sei, die Menschen nicht anzustecken, denen man helfe. Dafür müssten die Kontakte mit anderen so gering wie möglich gehalten werden. »Das heißt, keine Kochabende oder Treffen mit Freunden oder dergleichen.« nd

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