Hochsaison für die Selbsthilfe

MEINE SICHT

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.

Unter Corona-Vorbehalt ist im Beelitzer Anbaugebiet die Eröffnung der diesjährigen Spargelsaison etwas bescheidener ausgefallen. Der Spargelhof in Schäpe, auf dem der offizielle Saisonstart stattfand, hatte das Ereignis öffentlich gar nicht kommuniziert, und der ebenfalls prominente Spargelhotspot im nahe gelegenen Klaistow öffnet gar erst an diesem Mittwoch mit einem den Auflagen entsprechend reduzierten Angebot. Vor allem, dass die Gastronomiebetriebe - traditionell die wichtigsten Abnehmer - geschlossen sind, erschwert allen Spargelhöfen das Wirtschaften nochmals.

Schwer haben sie es, wie alle Gemüse- und Obst-Anbaubetriebe vor allem, weil viele ausländische Saisonkräfte, mit denen sie fest gerechnet hatten, ausfallen. Wer von den Helfern bis Ende März beispielsweise nicht aus Polen oder Rumänien angereist war, wurde von nationalen Aus- und Einreisebeschränkungen und spätestens ab 25. März durch das Einreiseverbot des Bundesinnenministeriums gestoppt. Damit stehen nun die Spargelbauern just zum Saisonstart im Regen - der Spargel muss jetzt gestochen werden, sonst verderben neben der aktuellen Ernte auch die Pflanzen. Die Freigabe der Einreise von jeweils 40 000 Saisonkräften für April und Mai erfolgte spät, zumal noch nicht einmal die Regularien für das Ausfliegen und die bundesweite Verteilung geklärt sind. Auf diese Hilfe sollten sich Brandenburgs Erzeuger wohl nicht allzu sehr verlassen.

Wie es heißt, wollen Einheimische freiwillig als Erntehelfer arbeiten. Wenn es denn schon einen Andrang von Bewerbern gibt, die auf die Felder drängen, heißt es: zugreifen, und zwar jetzt. Könnten nicht notwendige Unterweisungen vorab mit Landes- und Vereinshilfe organisiert und dabei gleich eine Vorauswahl getroffen werden? Man wird improvisieren müssen, vielleicht Masse durch Klasse ersetzen. Um herauszufinden, wer als Erntehelfer taugt, müssen die Bauern vorerst zur Selbsthilfe greifen. Was sonst?

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