Ischgl lässt grüßen
Simon Poelchau über die Debatte um Grenzöffnungen
Die EU diskutiert jetzt wieder über Grenzöffnungen. Doch leider geht es bei der Debatte nicht darum, wie Europa wieder ein bisschen enger zusammenrücken kann - es geht um etwas sehr viel Profaneres: den Tourismus.
Hiesige Lockdown-Gegner sind für offene Grenzen, weil sie damit sich und ihren potenziellen Wählern eine Rückkehr zur Normalität versprechen. Denn zumindest der Westdeutsche pilgerte schon zu Adenauers Zeiten über den Brenner, um sich im Sommer die Haut braun brutzeln zu lassen. Das soll einem auch ein so dummes Virus wie Covid-19 nicht verderben, solange man es sich trotz Kurzarbeit noch leisten kann. Gleichzeitig hoffen Länder wie Italien und Spanien, dass sie wenigstens das Geld der Urlauber von jenseits der Alpen kriegen, nachdem Deutschland und die nördlichen EU-Länder ihnen mehrfach klar gemacht haben, dass sie auf europäische Solidarität in der Coronakrise nicht zählen können. Dabei leiden diese Länder besonders unter den ökonomischen Folgen der Pandemie; auch, weil viele ihrer Regionen in besonderem Maße vom Tourismus abhängen.
Im Gegensatz zu anderen Fällen beschleicht einen bei Grenzöffnungen für den Tourismus ein mulmiges Gefühl: Als ob beim Handtuchstreit am Pool Abstandsregeln eingehalten werden. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das schnell zum Flächenbrand führen kann. Ischgl lässt grüßen.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.