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Machtspiele mit der Gesundheit
Ulrike Henning über den fortgesetzten politischen Niedergang der WHO
Angesichts der jetzigen Pandemie ist es besonders bitter, dass gerade die Weltgesundheitsorganisation durch widerstreitende einzelstaatliche Interessen vor einer Zerreißprobe steht. Wenn mit den USA der bisher führende staatliche Geldgeber nun tatsächlich das Weite sucht, kann das nicht als eine weitere bizarre Trump-Scharade kleingeredet werden.
Deutlich weniger Zuwendungen der Einzelstaaten stehen dann im Resultat einem größeren Anteil privater Gelder gegenüber. Private Stiftungen wiederum setzen mit ihrem Beitrag klare Vorgaben, womit sich die Organisation zu beschäftigen habe. Das kollidiert nicht selten mit den Anstrengungen ärmerer Staaten, nachhaltige Gesundheitssysteme zu installieren.
Zu befürchten ist, dass andere westliche Industriestaaten ihre Interessen - erst recht in den Umverteilungskämpfen nach dem Shutdown - vornan stellen und einen höheren WHO-Beitrag gar nicht erst ernsthaft erwägen. Da ist es kaum ein Trost, wenn China mit zusätzlichen Milliarden in die Bresche springt. Ob die Ablösung einer Supermacht durch eine andere an der Spitze der Organisation mehr globale Gerechtigkeit bringt, ist fraglich. Medikamentenspenden, Impfstoffgaben und ärztliche Einsatzgruppen können politischen Einfluss sichern, wessen auch immer. Gerade dann, wenn demokratische Prinzipien bei der Verteilung der Ressourcen immer unwichtiger werden.
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