Historischer Fehler

Alexander Isele über das Angebot britischer Pässe an Hongkonger

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Verdacht liegt nahe, dass Großbritannien seinen ehemaligen »Subjekten« in Hongkong Demokratie schlicht nicht zugetraut hat, als vor über 30 Jahren die Rückgabe der Kolonie an China vereinbart wurde. Einen britischen Pass wollte London ihnen auch nicht geben. Dass diese Überlegung nun in China als koloniale Einmischung zurückgewiesen wird, verwundert nicht. Ein Ruhmesblatt war die Kolonialherrschaft nicht. Nicht zu Beginn, und auch nicht am Ende: Als 1967 Arbeitskämpfe in einen kommunistischen Aufstand gegen die Kolonialherren mündeten, ließen diese den Protest niederknüppeln. Erst in den letzten Jahren vor der Rückgabe gab es etwas demokratische Teilhabe. Der Rückgabevertrag mit China ist voller Widersprüche: etwa, dass die Hongkonger sich zwar selbst regieren sollen, Peking aber ihre Regierung bestimmt.

Immerhin will Boris Johnson nun diesen einen Fehler der Kolonialherrschaft ausmerzen. Denn das Versprechen, dass Hongkong für 50 Jahre sein soziales und ökonomisches System wie auch seinen Lifestyle inklusive bürgerlicher Rechte und Freiheiten beibehält, wie es der Rückgabevertrag festlegt, ist nicht mehr zu halten. Das Sicherheitsgesetz ist nur das jüngste Beispiel, wie Peking gegen den Willen der Mehrheit der Hongkonger eingreift. Angesichts der Ohnmacht in der gegenwärtigen politischen Kontroverse stellt das britische Angebot nun aber zumindest für einige Hongkonger eine Alternative dar.

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