Wälder statt Bergbau

Abschluss der Wismut-Sanierung in Thüringen rückt näher

  • Peter Liebers, Gera
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Sanierung des Wismut-Gebietes in der Region Ronneburg geht ihrem Ende entgegen. In wenigen Jahren wird kaum noch etwas an die Bergbaugeschichte erinnern.
In den zurückliegenden 17 Jahren hat sich das Landschaftsbild um Ronneburg gründlich verändert. Fördertürme, Betriebsanlagen und die typischen Spitzkegelhalden sind verschwunden. An der Stelle des vormaligen Tagebaus Lichtenberg erhebt sich neben dem Areal der Bundesgartenschau 2007 ein sanfter Hügel - er markiert die letzte Stelle der Sanierung am Stadtrand von Ronneburg. Bis 2010 solle sie hier abgeschlossen sein, sagte Wismut-Pressesprecher Frank Wolf gegenüber ND. Das Gelände wird eine aufgelockerte Waldstruktur erhalten. Dazu laufen nach Wismut-Angaben Absprachen mit den Forstbehörden. Ein Teil des Hügels ist bereits bepflanzt, wird wieder von Hasen, Rehen und Wildschweinen besiedelt. Der Schlusspunkt der Sanierung wird 2015 gesetzt - mit dem Abdecken der Absetzteiche, die mit Schlamm aus der Erzaufbereitung gefüllt sind. Mit einer Gesamtfläche von 580 Hektar und 155 Millionen Kubikmeter Inhalt sind sie die größte Deponie dieser Art. Zu allem Überfluss liegen sie inmitten eines dicht besiedelten Gebietes. Täglich rollen zehn Züge mit Kies und Sand aus einer Sandgrube im sächsischen Kayna nach Seelingstädt. Von den 6,2 Milliarden Euro, die der Bund für die Sanierung der Wismut-Altlasten in Sachsen und Thüringen eingeplant hat, sind bisher knapp fünf Milliarden ausgegeben worden. Davon floss die Hälfte in die Thüringer Region. Der Uranbergbau in Sachsen und Thüringen lag einst auf Platz drei in der Weltförderung (hinter den USA und Kanada). Zwischen 1946 und 1990 förderte die Wismut 220 000 Tonnen Erz. Die Mitarbeiterzahl ist von 44 500 Beschäftigten 1989 auf inzwischen 19 000 gesunken. Am Ende der Sanierung rechnet das Unternehmen noch mit einem Personalbedarf von 1200 Beschäftigten für Überwachungs- und Bergsicherungsarbeiten. Deshalb werden derzeit noch 300 Lehrlinge ausgebildet. Dass sie noch einmal Uranerzgruben in Thüringen auffahren, wird in Wismut-Kreisen ausgeschlossen. In der Ronneburger Region lagern noch rund 30 000 Tonnen Erz. im sächsischen Königsee rund 10 000 Tonnen. Der Abbau könnte sogar wieder rentabel werden, da der Preis für 500 Gramm Uran seit 1989 von 8 auf inwischen 120 Dollar gestiegen ist. In Ronneburg werden künftig wohl nur der Denkmalschacht und ein Technikpark, die anlässlich der Buga 2007 eingeweiht wurden, an ein halbes Jahrhundert Bergbaugeschichte erinnern. Der Traditionsverein der Wismut will die Einrichtung nutzen, um den Wandel in der Region vom Uranerzbergbau bis zur Sanierung nacherlebbar zu machen. Wismut-Geschäftsführer Franz Beschorner hat dafür Finanzmittel zugesagt. Die imposante Sanierungstechnik werden die Besucher des Technikparks wohl nur auf Fotos bewundern können. Die Nachfrage ist laut Wismut weltweit so groß, dass für museale Zwecke nichts übrig bleibt.
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