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Von wegen »Albtraum für Investoren«
Der Börsenaufstieg der Deutsche Wohnen zeigt, wie sehr Immoblienkonzerne tatsächlich unter dem Mietenstopp leiden, kommentiert Mascha Malburg
Wie schwer der Mietendeckel die Vermieter tatsächlich trifft, kann man gerade an der Börse beobachten: Mit der Deutsche Wohnen steigt nach Vonovia der zweite Immobilienkonzern in den DAX auf.
Dabei war das Geschrei im letzten Sommer noch groß: Lobbyverbände bezeichneten den Berliner Mietenstopp als »verfassungswidrig« und fürchteten »Planwirtschaft«. Berlin werde zum Albtraum für Investoren, titelte die »Tagesschau«, besonders die Deutsche Wohnen würde unter dem Mietengesetz leiden.
Dabei sank der Aktienwert der Deutsche Wohnen nach Ankündigung des Mietenstopps nur kurzfristig, auch das Tief am Anfang der Coronakrise ist vergessen: Die DW-Aktie ist heute sogar mehr wert als noch vor einem Jahr. Inzwischen ist der Konzern mit fast 15 Milliarden Euro fast so viel wert wie die Deutsche Bank. Das Geschäftsmodell - Häuser aufkaufen und teurer verkaufen, Bestandsmieter vertreiben und nur modernisieren, was sich auf die Miete draufschlagen lässt -rentiert sich eben.
Deutsche-Wohnen-Chef Zahn kündigte am Freitag an, diese »Wachstumsstrategie fortzusetzen und uns gegenüber unseren Marktteilnehmern behaupten.« Schließlich sollen die Erwartungen der Investoren nach dem Aufstieg des Konzerns nicht enttäuscht werden. Auf Mieterdeutsch heißt das: Wir werden Wege finden, euch noch mehr Geld für noch weniger Instandsetzungen abzuknöpfen. Denn mit eurem Menschenrecht auf Wohnen müssen jetzt ordentlich Dividenden erzielt werden.
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