Antidemokratischer Speck-Engpass

Lyrik DES 21. JAHRHUNDERTS

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Thilo Bock

Hundertfünfundsiebzigtausendsieben-

hundertneunundachtzig Schweineschlegel,

die bestellt in Tönnies-Fleischbetrieben,

fehlen, um nach ritueller Regel

sie woanders, im Dreiländereck

zu veredeln zur Spezialität,

dem berühmten Südtiroler Speck,

garantierte Authentizität.

Wo geräuchert wird, nicht wo das Schwein

sterben musste, gilt als Herkunft. Um

dieses kümmert sich akribisch ein

Südtiroler Speckkonsortium.

Diesmal war nichts zu zertifizieren,

nicht ein einzig’ Schweineschenkelstück

wurde italienisch. Die logieren

weiterhin in Rheda-Wiedenbrück.

In den Kühlregalen Fehlanzeige.

Nirgends gibt es Speckdelikatessen.

Und auch Bärchenwurst geht bald zur Neige.

Lecker Fleischsalat? Kannste vergessen!

Bloß weil schlecht bezahlte Schlachtgesellen

ihre Aerosole frei verteilen,

gilt es, die Ernährung umzustellen,

Urlaubsziele nicht mehr anzupeilen?

Schwer, sich nicht darüber aufzuregen!

Erst so ’n Virus, das man nicht mal sieht.

Und die Leute demonstrier’n dagegen,

denn sie glauben nicht, dass das geschieht.

Ja, ich seh’ schon: Bald verbieten sie

uns zu essen, was uns krank macht. Das

ist nicht mehr meine Demokratie!

Da versteh’ ich wirklich keinen Spaß!

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -