Ungleichheit wird verschärft

Haushalte mit wenig Geld spüren Krise besonders. Von Lisa Ecke

Die Hälfte der Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1500 Euro kann sich vorstellen, dass die Pandemie »benutzt wird, um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen«. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag veröffentlichte, repräsentative Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung. Bei allen Einkommensgruppen liegt dieser Verdacht durchschnittlich bei lediglich 39 Prozent.

Allgemein machen die Ergebnisse deutlich, dass Menschen mit wenig Einkommen besonders unter der Coronakrise leiden. Von allen 6309 befragten Erwerbstätigen geben beispielsweise zwölf Prozent an, in Kurzarbeit zu sein. Wobei Befragte mit einem Netto-Haushaltseinkommen von weniger als 1500 Euro deutlich seltener eine Aufstockung auf das Kurzarbeitergeld erhalten als Menschen, die ein Einkommen von mindestens 2600 Euro haben.

Eine ebenso »deutliche soziale Spreizung« gibt es laut Hans-Böckler-Stiftung bei der Frage nach den finanziellen Folgen durch die Krise. Im Vergleich zu April sagten im Juni zwar allgemein deutlich mehr Menschen, sie würden Auswirkungen im eigenen Portemonnaie spüren. Bei den Haushalten mit niedrigem Einkommen berichteten dies jedoch 40 Prozent, bei der höchsten Einkommensklasse ab 3200 Euro nur 22 Prozent. Auch befürchten Menschen in der niedrigsten Einkommensklasse von bis zu 1500 Euro circa doppelt so häufig, als Folge der Pandemie ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

Trotz der teilweisen Wiederöffnung von Kitas und Schulen zeigt die Befragung außerdem, dass vor allem Mütter die zusätzlich anfallende Kinderbetreuung übernehmen. Bettina Kohlrausch von der Böckler-Stiftung sagt dazu: »Die Befürchtung bleibt, dass sich Mütter und Väter unter dem Druck der Krise wieder an traditionellere Rollenmuster gewöhnen.«

Insgesamt haben Erwerbstätige mit ohnehin niedrigeren Einkommen laut Stiftung »deutlich mehr unter negativen wirtschaftlichen Folgen zu leiden als Menschen mit höheren Einkommen«. Auch bei der Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Politik gibt es, je nach Haushaltseinkommen, erhebliche Unterschiede.

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