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Sturmgewehrpolo
Gefährlich und gefährdet: Das weiße Amerika steht vor Gericht.
Das Ehepaar McCloskey sieht nicht gefährlich aus. Er trägt ein rosa Polohemd, sie ein gestreiftes Leiberl - die beiden sehen aus wie Leute, die immer ganz genau wissen, wo ihr Hausratsversicherungsschein liegt. Aber vielleicht sind das die Gefährlichsten. Die beiden stehen vor ihrem Grundstück in St. Louis im Bundesstaat Missouri. Die Frau hält eine kleine Pistole in der Hand, den Finger am Abzug, der Mann ein Sturmgewehr im Anschlag. Sie zielen mit ihren Waffen auf einen Protestzug der Black-Lives-Matter-Bewegung. Das Bild davon, wie die beiden mit dem Rücken zur Wand ihrer prunkvollen Villa stehen, verbreitete sich rasant.
Trump hat es genauso geteilt wie die Black-Lives-Matter-Bewegung. Beide finden etwas darin.
Das Bild ist grotesk. Es könnte eine französische Komödie bewerben, in deren Verlauf ein Streit um die Höhe der nachbarschaftlichen Dornenhecke außer Kontrolle gerät.
Das Bild ist archaisch. Hier schwarze Wut und Aufbegehren, dort das weiße Amerika: Bedroht und ziemlich bedrohlich schützt es seine marmornen Privilegien. Auf zum letzten Gefecht gegen die marodierenden Massen. »Stand your Ground«, so idealisieren die Rechten Gesetze, die es erlauben, im Notfall zu schießen, wenn das eigene Territorium angegriffen wird.
So argumentierten auch die gerichtlichen und moralischen Anwälte von Mark McCloskey, 63, und Patricia McCloskey, 61, beide Rechtsanwälte. Die beiden hätten sich nur verteidigen, ihren Grund und Boden schützen wollen. Dafür sind in den USA bekanntlich alle Mittel recht.
Kimberly Gardner sieht das anders. Es sei illegal, Menschen mit einer Waffe zu bedrohen, die an Demonstrationen teilnehmen, sagte die Staatsanwältin. Und erhebt nun Anklage. Aus Trumps Umfeld wiederum hieß es, der Präsident würde im Falle einer Verurteilung »eingreifen«. Passend dazu waren die McCloskeys bereits auf einem Wahlkampfevent von Trump eingeladen.
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