Besser Pendeln fürs Klima

Berlins Verkehrssenatorin und Brandenburgs Verkehrsminister wollen mehr Park+Ride-Anlagen schaffen

Am Bahnhof Werder/Havel reichen die vorhandenen Stellplätze für Fahrräder längst nicht aus. Hier werden viele Drahtesel irgendwo in der Nähe wild abgestellt. Am Bahnhof in Luckau-Uckro scheinen die Stellplätze überflüssig zu sein. Sie werden nicht benutzt. Das sind Ergebnisse aus einer Untersuchung der Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB). Dieser veröffentlichte am Donnerstag ein Gutachten zum Bedarf an Bike+Ride- und Park+Ride-Anlagen im Land Brandenburg. Es geht dabei darum, wo Platz geschaffen werden muss, damit Radler und Autofahrer bequem in Züge umsteigen können.

Bernau erhielt 2013 das landesweit erste Fahrradparkhaus. In Oranienburg wurde 2018 nachgerüstet. 14 627 Stellplätze für Fahrräder standen im Jahr 2019 an 41 ausgewählten Bahnhöfen in Brandenburg zur Verfügung. Das waren 4304 mehr als im Jahr 2011. Doch der durchaus stattliche Zuwachs genügt den Anforderungen noch nicht. Insgesamt werden noch mehr Anlagen benötigt. Fälle wie der in Luckau-Uckro sind die Ausnahme. Die Studie geht davon aus, dass sich bis zum Jahr 2030 ein Bedarf von 21 500 Fahrradstellplätzen und 8800 Autoparkplätzen an Bahnhöfen ergeben wird. Daraus resultiere ein Investitionsbedarf von insgesamt rund 150 Millionen Euro, heißt es. 56,5 Millionen Euro entfallen auf die Radstellplätze, 90 Millionen Euro auf die Parkplätze.

»Täglich pendeln mehr als 300 000 Menschen zwischen Brandenburg und Berlin. Hinzu kommen viele weitere Pendler innerhalb Brandenburgs«, weiß Verkehrsminister Guido Beermann (CDU). »Durch gute und sichere Anbindungen beim Umstieg von Auto oder Fahrrad auf die Bahn wollen wir noch mehr Menschen dazu bewegen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Das reduziert die Verkehrsbelastung in den Innenstädten und trägt zum Klimaschutz bei.« Dafür seien gute Parkmöglichkeiten an den Bahnhöfen erforderlich. »Wir wollen deshalb den Aus- und Neubau von Stellplätzen für Autos und Fahrräder vorantreiben.« Dafür arbeite Brandenburg eng mit Berlin zusammen, versichert der Verkehrsminister. Am 3. August unterzeichnete Beermann gemeinsam mit Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) eine Absichtserklärung. Darin festgehalten sind die gemeinsame Planung und Finanzierung von Bike&Ride- sowie Park+Ride-Anlagen.

Das Land Berlin hat im eigenen Interesse vor, den Bau in Brandenburg finanziell zu unterstützen. Schließlich kann es so helfen, die Lärm- und Abgasbelastung in der Hauptstadt zu reduzieren. Immerhin pendeln Tag für Tag 200 000 Brandenburger nach Berlin, 100 000 Berliner sind ihrerseits in der Gegenrichtung unterwegs. Viele nutzen für die gesamte Strecke ihr Auto. Doch das ist schädlich für das Klima und die Gesundheit der Anwohner und außerdem erhöhen die alltäglichen Staus auf den Straßen die Unfallgefahr. »Gerade die vielen Pendlerinnen und Pendler sollen an den stark genutzten Bahnhöfen einfach auf den ÖPNV umsteigen können, um gar nicht erst mit dem Auto nach Berlin reinzufahren«, sagt Verkehrssenatorin Günther.

Aus der Absichtserklärung entstehen dem Land Berlin noch keine finanziellen Verpflichtungen - auch dem Land Brandenburg nicht. Dies bleibe nach Schaffung der haushaltsrechtlichen Voraussetzungen einer noch abzuschließenden Einzelvereinbarung vorbehalten, wird mitgeteilt.

»Wir haben einen leistungsfähigen Schienenpersonennahverkehr im Land, den wir in Zukunft noch weiter ausbauen möchten«, erklärt VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel. Zur Verbesserung der Verknüpfung von Zug-, Rad- und Autoverkehr am Bahnhof wolle man die Kommunen bei Bedarfsrechnung, Gestaltung und Förderung aktiv unterstützen und dazu eine Beratungsstelle einrichten. »Damit setzen wir beim VBB künftig noch stärker auf eine geteilte und nachhaltige Mobilität«, sagt Susanne Henckel.

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