»Linksgerichtete Indoktrination«

US-Präsident Trump verteidigt Schützen von Kenosha

  • Lesedauer: 2 Min.

Washington. Vor seinem umstrittenen Besuch in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin hat US-Präsident Donald Trump einen weißen Schützen verteidigt, der am Rande von Antirassismus-Protesten in der Stadt zwei Menschen erschossen haben soll. Trump suggerierte, der junge Mann habe in Notwehr gehandelt: Die Demonstranten hätten ihn »sehr gewalttätig« angegriffen und er »wäre wohl getötet worden«, sagte er am Montagabend (Ortszeit) im Weißen Haus. Bislang gibt es kein offizielles Untersuchungsergebnis, das Trumps Sicht belegt.

Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden warf dem Amtsinhaber vor, die Gewalt in dem Land zu schüren: »Es wüten Brände und wir haben einen Präsidenten, der die Flammen anfacht, anstatt sie zu bekämpfen.« Biden fügte hinzu: »Je mehr Chaos und Gewalt, desto besser ist es für Trumps Wiederwahl.« Am 3. November stehen in den USA die Präsidentschaftswahlen an.

Dem 17-jährigen Kyle R. wird zur Last gelegt, vergangene Woche am Rande der teils gewalttätigen Proteste in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin zwei Menschen erschossen und eine weitere Person verletzt zu haben. Sein Anwalt spricht von Selbstverteidigung. In der Stadt war es zu Unruhen gekommen, nachdem ein Polizist am 23. August dem Afroamerikaner Jacob Blake (29) siebenmal in den Rücken geschossen hatte. Neben friedlichen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt löste der Vorfall auch insbesondere nachts Unruhen aus. Gouverneur Tony Evers entsandte daraufhin die Nationalgarde in die Stadt.

Sowohl der Gouverneur als auch Bürgermeister John Antaramian, beides Demokraten, riefen Trump aus Sorge vor einer Eskalation auf, nicht nach Kenosha zu reisen. Der Präsident hatte bei der Wahl 2016 in Wisconsin knapp gewonnen und hofft, sich den Bundesstaat auch im November wieder zu sichern. Im Sender Fox News betonte er, dass er während seines Besuchs den Sicherheitskräften für die gute Arbeit danken wolle: »Ich bin ein großer Fan der Strafverfolgungsbehörden.« Die Familie von Blake, der nach Angaben seiner Angehörigen nach den Schüssen der Polizei gelähmt bleiben wird, will Trump nicht treffen. Sie hätten darauf bestanden, nur im Beisein eines Anwalts mit ihm zu sprechen, sagte er.

Trump wird vorgeworfen, den Rassismus in den USA kleinzureden. Bei seiner Pressekonferenz etwa sagte er, das Problem sei vor allem die »linksgerichtete Indoktrination« in Schulen und Universitäten. »Vielen jungen Amerikanern sind Lügen beigebracht worden, wonach Amerika ein böses und von Rassismus geplagtes Land sein soll.« In dem Fox News-Interview bezeichnete er die »Black Lives Matter«-Bewegung als »marxistische Organisation« und kritisierte Unternehmen, die diese unterstützten. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal