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»Lügner«, »Clown« und »Rassist«

Harte Wortgefechte prägen Duell von Trump und Biden / US-Präsident sorgt mit ständigen Unterbrechungen bei Fernsehdebatte für Chaos

  • Lesedauer: 3 Min.

Cleveland. Chaos, Unterbrechungen und Beleidigungen haben das erste TV-Duell von US-Präsident Donald Trump und seinem Wahl-Herausforderer Joe Biden geprägt. Trump gab bei der Fernsehdebatte am Dienstagabend (Ortszeit) den Ton vor, indem er dem Präsidentschaftskandidaten der oppositionellen Demokraten ständig ins Wort fiel. Biden wiederum bezeichnete Trump als »Lügner«, »Clown« und »Rassisten« - und fuhr ihn einmal mit den Worten »Halt den Mund, Mann!« an.

Für Aufsehen sorgte auch, dass Trump fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl am 3. November erneut eine Zusage verweigerte, seine mögliche Niederlage anzuerkennen. Vielmehr wiederholte der republikanische Amtsinhaber seine Behauptung, bei Briefwahlen werde es zu massivem Betrug kommen.

Der Rechtspopulist weigerte sich auch, rassistische Gruppen zu verurteilen. Stattdessen sagte er mit Blick auf eine rechtsextreme Gruppierung: »Proud Boys - haltet euch zurück und haltet euch bereit.«

Beobachter hatten erwartet, dass der in Umfragen zurückliegende Präsident aggressiv in das in Cleveland im Bundesstaat Ohio ausgetragene Fernsehduell gehen würde. Wie weit Trump in der Debatte 35 Tage vor der Wahl ging, überraschte aber selbst Parteikollegen.

Neben den ständigen Unterbrechungen mit lauter Stimme warf Trump seinem Rivalen vor, die »radikale Linke« habe ihn um den »kleinen Finger gewickelt«. Der frühere Vizepräsident sei zudem alles andere als »schlau«.

Der Präsident attackierte Biden auch für Geschäfte von dessen Sohn Hunter in der Ukraine und mit China. Außerdem mokierte er sich darüber, dass sein 77-jähriger Herausforderer wegen der Corona-Pandemie so häufig eine Schutzmaske trage - »die größte Maske, die ich jemals gesehen habe«.

Biden hielt aber dagegen - und fuhr selbst scharfe Attacken gegen den Präsidenten. »Alle wissen, dass er ein Lügner ist«, sagte der Ex-Vizepräsident. Er machte Trump für das verheerende Ausmaß der Corona-Krise in den USA mit bislang mehr als 205.000 Toten verantwortlich und bezeichnete ihn als »schlimmsten Präsidenten, den Amerika jemals hatte«. Trump sei außerdem ein »Hündchen« des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Auf die ständigen Unterbrechungen Trumps reagierte Biden mit scharfen Äußerungen. »Halt den Mund, Mann!«, sagte er zu einem frühen Zeitpunkt der Debatte. Später sagte er: »Es ist schwer, bei diesem Clown zu Wort zu kommen.«

Moderator Chris Wallace vom konservativen Fernsehsender Fox News versuchte Trump wiederholt Einhalt zu gebieten und ermahnte ihn, die Regeln der Debatte einzuhalten. Der angesehene Journalist blieb dabei allerdings meist erfolglos.

Biden wiederum lachte immer wieder - um deutlich zu machen, dass er sich von dem Präsidenten nicht provozieren lassen wollte. Häufig sprach er auch direkt in die Kamera, um sich an die Fernsehzuschauer zu wenden.

Anders als Trump sagte Biden zu, seine mögliche Wahlniederlage anerkennen zu wollen - er werde das Ergebnis »akzeptieren«. Trump sprach dagegen erneut von angeblichem massiven Betrug bei den Briefwahlen. »Das ist eine betrügerische Wahl«, sagte der Republikaner. »Sie schummeln.«

Beobachter fürchten, dass Trump sich weigern könnte, eine Wahlniederlage anzuerkennen. In Umfragen liegt der Amtsinhaber sowohl landesweit als auch in wichtigen Schlüsselstaaten hinter seinem Rivalen. Die beiden Kontrahenten werden vor der Wahl noch in zwei weiteren TV-Debatten am 15. Oktober und 22. Oktober aufeinandertreffen. Das Fernsehduell der Vizepräsidentschaftskandidaten Mike Pence und Kamala Harris findet am 7. Oktober statt. AFP/nd

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