Mondpreise auch für Apps

Ulrike Henning über eine Weltneuheit auf Kosten der Versicherten

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

Rund 100 000 Gesundheitsapps gibt es in den Stores von Google und Apple. Auf gut deutsch: Wer ein internetfähiges Telefon hat, kann sich bei den Tech-Giganten Programme herunterladen, die der Gesundheit zugute kommen sollen. Schrittzähler gibt es sicher zu Hunderten. Ob sie auch wirklich nutzen, sei dahingestellt. Oft sind diese Apps kostenlos, für manche muss man zahlen, auch mit eigenen Daten.

In diesen Markt geht Deutschland mit einem globalen Novum: Die ersten beiden Gesundheitsapps zur Erstattung auf Rezept wurden gelistet. Helfen soll eine gegen Tinnitus, die andere bei Angststörungen. Als Medizinprodukte sind sie bereits zertifiziert, also etwas komplexer als ein Schrittzähler. Dennoch geht es weniger um Patientennutzen als um Industrieförderung. Getreulich der Vorlage für Medikamente dürfen nämlich auch hier für mindestens ein Jahr erst einmal beliebige Preise von den gesetzlichen Kassen verlangt werden. Erst dann müssen Studien über den tatsächlichen Nutzen vorliegen. Auch wenn für eine »Zulassung« der App mehr als 100 Kriterien zu erfüllen sind, befürchten die Kassen angesichts der Regelung eine unangemessene Goldgräberstimmung - wieder einmal auf Kosten der Versicherten, mitten in einer Pandemie.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -