Erleichtert in die Winterpause

Pascal Ackermann ist der letzte Etappensieger einer anstrengenden Saison. Das Fazit nach der Vuelta: Dem Radsport geht es gut

  • Lesedauer: 3 Min.

Madrid. Pascal Ackermann lag in den Armen seiner Teamkollegen und brüllte seine Freude in den Himmel über Madrid. »Danke Jungs!«, schrie der deutsche Radprofi nach dem Sieg auf der Schlussetappe der Vuelta im Herzen der spanischen Hauptstadt. Nicht alle der 142 Fahrer, die am Sonntag Madrid erreichten, konnten derart ausgelassen feiern wie Bora-hansgrohe-Sprinter Ackermann oder der slowenische Gesamtsieger Primoz Roglic. Doch ein Gefühl einte die Radprofis über alle Grenzen hinweg: Erleichterung.

Für größere Jubelszenen fehlte selbst Ackermann die Kraft. Nach einem langen Sprint hatte er sich in einer Millimeterentscheidung vor dem Iren Sam Bennett und seinem deutschen Landsmann Max Kanter durchgesetzt. »Ich war mir nicht sicher, dass ich gewonnen habe. Ich bin so glücklich. Meine Teamkollegen haben mich super in Position gebracht«, sagte Ackermann. Bennett, der bei der Tour de France das Grüne Trikot des besten Sprinters gewonnen hatte, war auf den letzten Metern immer näher an den Pfälzer herangerückt. Für den 26-Jährigen Ackermann war es der zweite Tageserfolg dieser Rundfahrt nach dem Gewinn der neunten Etappe am Grünen Tisch. Damals war Bennett vor ihm gelandet, wurde später aber wegen mehrerer Rempler in der Sprintvorbereitung distanziert.

Die chaotische und von der Corona-Pandemie stark beeinflusste Saison hat nun endlich ihr versöhnliches Ende gefunden. »Ich würde das als großen Erfolg für unseren Sport werten. Man muss den Veranstaltern ein großes Kompliment machen«, sagt Bora-Teammanager Ralph Denk. »Sie haben hart zu kämpfen gehabt mit den Regierungen, damit sie schlussendlich die Genehmigungen für die Rennen bekommen.«

Im März hatte die Pandemie auch den Radsport in die Knie gezwungen. Nach dem Abbruch der Fernfahrt Paris-Nizza - gewonnen von Ackermanns Teamkollegen Maximilian Schachmann - war vorerst Schluss. An Radrennen war nicht zu denken, je nach Wohnort war den Fahrern sogar das Training im Freien verboten. Rennen in Europa fanden nicht vor Ende Juli statt. Die lange Zwangspause kostete Kraft, nicht zuletzt nagte die lange Ungewissheit an den Fahrern. Die Teams hätten unterschätzt, »dass die sogenannte Coronapause keine Pause war«, sagt Denk. »Die Rennfahrer waren immer auf Stand-by. Wenn du auf Stand-by bist, kannst du einfach nicht regenerieren.« Viele sehnten sich nun danach, dass jetzt Schluss sei.

Wirtschaftlich aber konnten die schwersten Folgen für den stark von Sponsorengeldern abhängigen Radsport abgewendet werden. »Wir stehen im Vergleich zu vielen anderen Sportarten sehr gut da«, sagt Denk. Es sei ein Vorteil, »dass wir fast ein kompletter Fernsehsport und nicht auf zahlende Zuschauer angewiesen sind«.

Denk blickt deshalb optimistisch ins kommende Jahr. »Wir gehen davon aus, dass in Europa ganz normal Rennen gefahren werden. So laufen unsere Planungen«, sagte er. Zuvor soll die World-Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten vom 21. bis 27. Februar ihren Anfang nehmen.Agenturen/nd

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