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DFB-Pokal: Schwere Aufgabe für Energie Cottbus
Die Lausitzer sind erfolgreich in die Drittligasaison gestartet – jetzt wartet Hannover 96
Der Saisonstart ist dem FC Energie Cottbus gelungen. Vier Punkte aus den ersten beiden Spielen mit einer Mannschaft, die wieder einen ansehnlichen Fußball spielt – Präsident Sebastian Lemke dürfte zufrieden sein. Immerhin gab er vor der Saison lediglich den Klassenerhalt als Ziel aus. »Wir möchten unseren Klub langfristig im Profifußball etablieren und zukunftssicher aufstellen«, sagte er dem »Kicker«.
Dabei sehen viele Fans den FC Energie in der 3. Liga auch als Mitfavoriten auf den Aufstieg, immerhin hat Cottbus die Vorsaison auf dem 4. Platz beendet. Lemke nannte diese Erwartungshaltung trotzdem »absurd«. Zur Wahrheit gehört schließlich auch, dass Cottbus eine sehr schlechte Rückrunde gespielt hat und im Sommer mit Maximilian Kraus und Nico Bretschneider zwei wichtige Stammspieler abgeben musste. Ergänzt wurde die Mannschaft vor allem durch Spieler aus den Regionalligen oder solche, die bei ihren Vereinen keine Rolle mehr gespielt haben. Für drei von ihnen läuft es in Cottbus jetzt besser: Innenverteidiger Nyamekye Awortwie-Grant kam von Stuttgarter Kickers, Leon Butler vom SV Sandhausen und Leon Guware aus einer Spielzeit mit nur vier Einsätzen beim FC Ingolstadt. Beim FC Energie standen sie bislang immer in der Startelf.
Guter Saisonstart
Die ersten Auftritte dürften die Hoffnungen der Fans in der Lausitz weiter angeheizt haben. Zwar ging das Auftaktspiel gegen den 1. FC Saarbrücken am Ende nur unentschieden aus, doch Cottbus war gegen den Drittplatzierten der vergangenen Saison die deutlich bessere Mannschaft. Besonders Butler und Guwara hinterließen einen guten Eindruck und legten jeweils einen Treffer auf. Noch besser war Schlüsselspieler Tolgay Cigerci: »Wir hätten heute sechs Tore schießen können«, sagte der Doppeltorschütze nach dem Spiel. Am Ende waren es nur drei. Kurz vor Schluss kassierte Energie noch den Ausgleichstreffer.
Trainer Claus-Dieter Wollitz warf seinen Spielern später mangelnde »Klasse« vor und sah dies als Grund dafür an, dass die 3:1-Führung noch vergeben wurde: »Unsere Mannschaft besteht aus Gescheiterten und Spielern aus unterklassigen Ligen«, erklärte der 60-Jährige. Dennoch sagte auch er, es sei »guter Fußball« gewesen von seinem Team. Das Problem? »Wir müssen das 38 Spiele abrufen«, so Wollitz.
Im zweiten Spiel lief es besser. Das schwere Auswärtsspiel beim Aufsteiger 1. FC Schweinfurt 05 gewannen die Lausitzer verdient mit 2:0. Allerdings zeigte sich erneut das große Manko im Spiel von Cottbus: die Chancenverwertung. Erst in der Nachspielzeit traf Tim Capulka zum Führungstreffer, nachdem Energie durch zwei Platzverweise auf Seiten der Schweinfurter bereits in doppelter Überzahl war. Wollitz fehlte in seinem Team noch »die Galligkeit«, um aus solchen Situationen früher Kapital zu schlagen. Sein Team habe noch viel Arbeit vor sich.
Vorbild Bielefeld
Am Sonnabend müssen die Cottbuser ihre Chancen besser nutzen. In der ersten Runde des DFB-Pokals treffen sie auf Hannover 96 – und sind dabei klarer Außenseiter. Der Zweitligist ist noch besser als der FC Energie in die Saison gestartet, hat seine bisherigen beiden Spiele gewonnen und dabei noch keinen Gegentreffer zugelassen. Unter ihrem neuen Trainer Christian Titz spielen die Niedersachsen einen anspruchsvollen Ballbesitzfußball, kombiniert mit aggressivem Anlaufverhalten gegen den Ball. Mit ganzen 16 Neuzugängen wurde die Mannschaft dazu im Sommer verstärkt.
Eines könnte den Cottbusern Hoffnung machen: ein Blick auf die vorherige Pokalsaison. Denn mit Arminia Bielefeld hat es ebenfalls ein Drittligist geschafft, scheinbar übermächtige Konkurrenten zu schlagen – und ist bis ins Finale nach Berlin durchmarschiert. Ganz so groß werden die Fans in Cottbus nicht träumen. Doch das taten die Bielefeld-Fans ebenso wenig – und ihr Team besiegte noch deutlich größere Kaliber. Der Pokal, das ist bekannt, schreibt schließlich seine eigenen Gesetze.
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