+++ EU sichert sich Biontech-Impfstoff +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Dienstag, 10. November 2020: +++ Städtetag: Corona-Quarantäne unbedingt einhalten +++ Weniger Übernachtungen auch im September +++

  • Lesedauer: 5 Min.

Berlin. In Deutschland haben die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 15.332 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind knapp 2000 Fälle mehr als am Montag, wie aus Angaben des RKI vom Dienstagmorgen hervorgeht. Im Vergleich zum Dienstag vergangener Woche ist der Wert nahezu identisch. Damals wurden 15.352 Neuinfektionen gemeldet. Der Höchststand war am Samstag mit 23.399 verzeichneten Fällen erreicht worden. Sonntags und montags sind die täglich vermeldeten Fallzahlen in der Regel niedriger als an anderen Wochentagen.

Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie insgesamt 687.200 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 10. 11., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Dienstag um 154 auf insgesamt 11.506. Am Montag betrug diese Steigerung 63 Fälle. Das RKI schätzt, dass rund 441.200 Menschen inzwischen genesen sind.

Das sogenannte Sieben-Tage-R lag laut RKI-Lagebericht vom Montag bei 0,98 (Vortag: 1,01). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch etwa 98 weitere Menschen ansteckten. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter eins, flaut das Infektionsgeschehen ab.

+++ EU sichert sich Biontech-Impfstoff +++

Die Eindämmung des Coronavirus - und der erneute Herbst-Anstieg

Brüssel. Den Menschen in Europa soll der vielversprechende Corona-Impfstoff der Pharmafirmen Biontech und Pfizer schnell nach einer Zulassung zur Verfügung stehen. «Die Verhandlungen mit der Pharmaindustrie sind abgeschlossen», bestätigten Kommissionskreise am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. «Der Vertrag ist in trockenen Tüchern.» Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung darüber berichtet.

Deutschland möchte bis zu 100 Millionen Dosen erhalten. Damit sei die Bundesregierung in den Gesprächen in der EU angetreten, teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag in Berlin mit. Für eine Immunisierung sollen zwei Impfdosen pro Person nötig sein. Nach Vertragsabschluss in der EU haben alle 27 Länder gleichzeitig Zugriff auf erste Lieferungen. Sie sollen nach Bevölkerungsstärke verteilt werden. Deutschland hat einen Anteil von rund 19 Prozent.

Die Unternehmen hatten am Montag bekanntgegeben, dass ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 biete. Eine Zulassung zunächst in den USA soll frühestens kommende Woche beantragt werden.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte am Montag in der ARD-Sendung «hart aber fair», man wisse heute noch nicht, ob die, die geimpft seien, sich weiter mit dem Coronavirus infizieren und auch für andere Menschen ansteckend sein könnten. Bis ganz Deutschland bis zu einer «Herdenimmunität» durchgeimpft ist, vergeht nach Lauterbachs Einschätzung mindestens ein Jahr. Erst danach könne man darüber reden, auf Maske und Abstand zu verzichten. Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, sagte, zu möglichen Nebenwirkungen lasse sich noch nicht all zu viel sagen.

+++ Keine Flaute am Bau trotz Coronakrise +++

Wiesbaden. Der Bau in Deutschland trotzt weiterhin der Coronakrise. Zwar sank der Umsatz im Bauhauptgewerbe im August um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dabei sei aber das sehr hohe Niveau des Vorjahres zu beachten, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 1,4 Prozent. Von Januar bis August 2020 kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,6 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter legte um 1,5 Prozent zu. Wesentliche Effekte der Coronakrise auf Umsatz und Beschäftigung im Bauhauptgewerbe konnten nicht beobachtet werden, teilte die Behörde weiter mit.

+++ Weniger Übernachtungen auch im September +++

Covid-19: Wie weit bis zu neuen Maßnahmen* in den Landkreisen?

Wiesbaden. Die Coronakrise hat auch im Reisemonat September tiefe Spuren beim Tourismus in Deutschland hinterlassen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Dienstag wurden 41,2 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland gezählt. Das waren 13,7 Prozent weniger als im September 2019. Vor allem Reisende aus dem Ausland fehlten. Die Zahl der Übernachtungen brach hier um 57,7 Prozent auf 3,4 Millionen ein. Auch wenn viele Menschen wegen der Pandemie in diesem Jahr Urlaub in Deutschland machten, sank die Zahl der Übernachtungen von Inländern um 4,7 Prozent auf 37,8 Millionen. Hier konnten fehlende Geschäftsreisen nicht ausgeglichen werden.

In den ersten neun Monaten verbuchten Hotels, Pensionen und andere Beherbergungsbetriebe mit mehr als 10 Betten insgesamt 253,4 Millionen Übernachtungen. Das waren 34,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Corona-Pandemie hat nach Angaben des Deutschen Tourismusverbandes ein Milliardenloch in die Kassen von Gastronomie- und Unterkunftsbetrieben, Veranstaltern sowie von Kultur- und Freizeiteinrichtungen gerissen. Der Verband schätzt die Umsatzeinbußen für den Zeitraum von März bis August auf etwa 46,6 Milliarden Euro. Durch den Teil-Lockdown im November könnten weitere 10,2 Milliarden Euro hinzu kommen.

+++ Städtetag: Corona-Quarantäne unbedingt einhalten +++

Osnabrück. Angesichts anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen ruft der Deutsche Städtetag alle betroffenen Bürger, Quarantäneauflagen unbedingt zu beachten. «Um Corona wieder einzudämmen, bleibt es ganz zentral, dass Kontaktpersonen von Infizierten die Quarantäne einhalten», sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Immer wieder würden Menschen in Quarantäne auch nach wenigen Tagen selbst positiv auf Corona getestet. In Isolation könnten sie das Virus nicht mehr weiter verbreiten. Die «allermeisten Menschen» hielten eine angeordnete Quarantäne ein, betonte Dedy: «Und die Städte kontrollieren da, wo es nötig ist.»

Weil immer mehr Gesundheitsämter bei der Kontaktnachverfolgung überfordert seien, sei Eigenverantwortung notwendig, erklärte er: «Deshalb appellieren wir an die Bevölkerung, bei Verdacht auf Corona oder einem positiven Testergebnis sich sofort selbst in Quarantäne zu begeben.» Niemand müsse dafür auf den Anruf vom Gesundheitsamt warten. So könnten unnötige Infektionen verhindert und die Gesundheit anderer geschützt werden.

+++ SPD-Chefin für Unterricht in kleineren Gruppen +++

Berlin. Angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen hat sich die SPD-Vorsitzende Saskia Esken dafür ausgesprochen, in Schulen nur noch kleinere Gruppen im Wechsel zu unterrichten. «Es kommt wirklich darauf an, dass wir Präsenzunterricht auch weiterhin aufrechterhalten», sagte Esken am Dienstag im ARD-«Morgenmagazin». Für Kinder und Jugendliche sei es wichtig, ihre Lehrer und Mitschüler regelmäßig zu treffen. Deshalb müssten die Schulen offengehalten werden. «Auf der anderen Seite ist Infektionsschutz natürlich sehr wichtig. Und deswegen sind kleinere Gruppen auch sinnvoll.»

Konzepte mit einem sogenannten hybriden Wechselunterricht - sprich abwechselnd im Präsenz- und im Fernunterricht - seien sehr hilfreich. Mindestens in der Oberstufe könnten sie nach Auffassung der SPD-Chefin auch durchgängig eingesetzt werden. Man habe mittlerweile ein Infektionsgeschehen, das es nicht zulasse, nur an einzelnen Orten zu reagieren. «Deswegen würde ich mir wünschen, dass die Kultusminister sich jetzt auf den Weg machen, solche Modelle eben auch flächendeckend einzusetzen, um Bildung zu gewährleisten. Agenturen/nd

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