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+++ Verschärfte Dezember-Beschlüsse in Kraft getreten +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Dienstag, 01. Dezember 2020: +++ Not wächst wegen Corona rasant: UN brauchen Milliarden +++ Spahn: Erste Impfungen im Januar +++

  • Lesedauer: 6 Min.

Strengere Kontaktbeschränkungen im Dezember, Lockerungen über Weihnachten - die von Bund und Ländern beschlossenen neuen Corona-Regeln sind am Dienstag in den meisten Bundesländern in Kraft getreten. Restaurants, Theater und Freizeiteinrichtungen bleiben damit geschlossen. Zusätzlich sind private Zusammenkünfte ab sofort auf maximal fünf Personen aus dem eigenen und einem weiteren Haushalt begrenzt. Kinder bis 14 Jahre werden hier nicht mitgezählt. Im November waren meist noch Treffen mit bis zu zehn Personen aus zwei Haushalten erlaubt.

Auch die maximale Kundenzahl in großen Läden ist seit dem 1. Dezember stärker begrenzt. In Geschäften mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern soll sich höchstens eine Person je 10 Quadratmeter Verkaufsfläche aufhalten. Bei Geschäften, die größer sind, darf auf die zusätzliche Fläche dann höchstens eine Person pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche kommen.

Zu den Dezember-Beschlüssen zählt unter anderem, dass der bereits geltende Teil-Lockdown bis 20. Dezember verlängert wird. »Wir brauchen noch einmal eine Kraftanstrengung«, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel vergangene Woche nach den Beratungen mit den Ministerpräsidenten betont.

Mit der Verlängerung der Maßnahmen soll eine Überbelastung der Krankenhäuser verhindert werden. »Die Zahl der Patienten steigt zwar noch, aber nicht mehr so stark wie noch vor zwei Wochen. Wenn das so bleibt, wäre die Entwicklung für die Kliniken beherrschbar«, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft Gerald Gaß der der »Passauer Neuen Presse« (Dienstag).

Man habe aktuell bundesweit knapp 40 Prozent mehr Patienten in den Intensivstationen, als es im Frühjahr waren, sagte Gaß. »Die zweite Pandemie-Welle trifft die Kliniken schon härter. Es gibt zur Zeit auch mehr Patienten auf den normalen Stationen. Das liegt daran, dass es durch Fortschritte in den Therapien gelingt, eine Reihe von Corona-Patienten davor zu bewahren, dass sie auf die Intensivstation kommen und beatmet werden müssen. Insgesamt ist die Belastung der Krankenhäuser sehr hoch.«

+++ Künftig sollen mehr Schnelltests zum Einsatz kommen +++

Intensivbettenauslastung nach Bundesland

Im Kampf gegen die Pandemie können künftig mehr Schnelltests zum Einsatz kommen - in Pflegeheimen, Kliniken und nach Infektionsfällen etwa auch in Schulen. Das sieht eine neue Verordnung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor, die an diesem Mittwoch in Kraft treten soll. Auch im Rettungsdienst und in Tageskliniken werden Schnelltests nun möglich. Für Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten im Ausland sind dagegen Corona-Tests nach der Einreise bald nicht mehr kostenlos - diese Möglichkeit soll am 15. Dezember enden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Ministerium erfuhr.

Schnelltests sind inzwischen in größeren Mengen verfügbar. Dabei müssen Proben zum Auswerten nicht ins Labor gebracht werden. Diese Antigen-Tests gelten aber als nicht so genau wie sonst genutzte PCR-Tests. Sie müssen durch medizinisch geschultes Personal abgenommen werden. Laut Robert Koch-Institut (RKI) muss ein positives Ergebnis eines Schnelltests durch einen PCR-Test bestätigt werden.

+++UNO: Corona-Pandemie erhöht weltweiten Bedarf an humanitärer Hilfe massiv+++

Weltweit werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen im kommenden Jahr rund 35 Millionen Dollar (rund 29,3 Milliarden Euro) für humanitäre Hilfe benötigt. 235 Millionen Menschen würden voraussichtlich irgendeine Art von Nothilfe brauchen, erklärte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock bei der Vorstellung des UN-Jahresberichts zur weltweiten humanitären Lage am Dienstag in Genf. Dies entspricht einem Anstieg um 40 Prozent im Vergleich zum laufenden Jahr. Grund ist laut Lowcock die Corona-Pandemie. Sie treffe überproportional stark jene, »die bereits auf Messers Schneide leben«, heißt es in dem Jahresbericht. Es handele sich um die »trostlosesten und dunkelsten Aussichten zur humanitären Hilfe«, welche die UNO je für ein Folgejahr formuliert habe, sagte Lowcock.

Zum ersten Mal seit den 1990er Jahren rechnet die UNO mit einem globalen Anstieg der Armut und einer sinkenden Lebenserwartung. Hinzu kommt die Befürchtung, dass sich die jährliche Zahl an Todesfällen durch HIV, Tuberkulose und Malaria verdoppeln könnte. »Am alarmierendsten« sei aber die drohende Rückkehr von Hungersnöten in mehreren Regionen, erklärte Lowcock.

Nach UN-Schätzungen könnte die Zahl der von akuter Ernährungsunsicherheit Betroffenen weltweit bis Ende dieses Jahres auf 270 Millionen Menschen ansteigen - das wären 82 Prozent mehr als vor Beginn der Corona-Pandemie. Der Jemen, der Südsudan, Burkina Faso sowie der Nordosten Nigerias stünden bereits am Rande einer Hungersnot, erklärte Lowcock. »Potenziell sehr gefährdet« seien darüber hinaus unter anderem Afghanistan und die Sahel-Zone. Als am gravierendsten stuft die UNO die humanitäre Lage wie bereits im Vorjahr in Syrien und im Jemen ein.

+++ Spahn: Erste Impfungen im Januar +++

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt in der Corona-Pandemie darauf, dass im Januar die ersten Impfungen absolviert sind. »Unser Ziel ist es, dass bereits im Januar die ersten Risikogruppen und Pflegebeschäftigen geimpft sind«, sagte Spahn am Dienstag im Deutschlandfunk.

Er hielt damit daran fest, dass auch Alte und Vorerkrankte zu den zuerst zu Impfenden zählen. So hatten es auch der Ethikrat, die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina und die Ständige Impfkommission empfohlen. Kanzlerin Angela Merkel hatte jedoch in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag gesagt: »Wir haben verabredet, dass diese Impfstoffe dann den Menschen angeboten werden, die im medizinischen, pflegerischen Bereich arbeiten, und sie als Erste Zugriff darauf haben.« Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte sich deshalb irritiert gezeigt und davor gewarnt, dass der Impfstoff doch nicht zunächst für Pflegebedürftige und Kranke bereitgestellt werden könnte.

Covid-19: Wie weit bis zu weniger scharfen Maßnahmen* in den Landkreisen?

Spahn sagte, mit den Ländern sei vereinbart, dass die Impfzentren ab Mitte Dezember einsatzbereit seien. Während man zu Beginn - auch aufgrund logistischer Anforderungen der Impfstoffe - nur in Impfzentren und mobilen Teams impfen könne, solle dies ab Frühsommer auch in Arztpraxen möglich sein. »Wenn es einmal da drin ist im normalen System, schaffen wir auch große Zahlen«, sagte Spahn.

+++ Hildburghausen: Massentests an Kindern und Erziehern +++

Im Corona-Hotspot Hildburghausen in Thüringen können sich erstmals in Deutschland alle Kindergarten- und Schulkinder sowie ihre Erzieher auf das Virus testen lassen. Die Aktion beginne in einem Kindergarten in der Stadt Hildburghausen, sagte Bürgermeister Tilo Kummer. Etwa ein Drittel der Kinder aus den städtischen Kindergärten und die Mehrheit der Erzieherinnen und Erzieher wolle sich an dem freiwilligen Schnelltest beteiligen.

Wegen der Ende November explosionsartig gestiegenen Infektionszahlen gilt im gesamten Kreis Hildburghausen ein harter Lockdown. Auch Schulen und Kindertagesstätten sind geschlossen. Der Kreis im Süden Thüringens wies nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) neben der Stadt Passau zuletzt die bundesweit höchsten Infektionswerte auf. Die 7-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche - lag bei 579.

Nach Angaben des Landratsamtes Hildburghausen können sich etwa 8000 Kita- und Schulkinder, etwa 1000 Pädagogen sowie Mitarbeiter aus Bildungseinrichtungen freiwillig testen lassen. Es seien insgesamt 11.000 Tests bestellt.

+++13 604 Fälle: Corona-Neuinfektionen auf Vorwochenniveau+++

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 13 604 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. In der Vorwoche waren es mit 13 554 ähnlich viele Fälle, wie aus Zahlen des RKI vom Dienstagmorgen hervorgeht. Der bisherige Höchststand war am Freitag vor einer Woche (20.11.) mit 23 648 gemeldeten Fällen erreicht worden. Binnen eines Tages sind außerdem 388 neue Todesfälle gemeldet worden. Das ist der vierthöchste Wert seit Beginn der Pandemie. Agenturen/nd

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