Am Limit und darüber hinaus
Paritätischer fordert personelle Sofortmaßnahmen für die Pflege
Deutschland ist seit Mittwoch erneut in einem harten Lockdown. Eine Vielzahl von Regeln soll die weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus bremsen. Dazu zählt auch die verpflichtende Testung für Pflegepersonal, die mehrmals pro Woche erfolgen soll. Doch diese Maßnahme, die dem Schutz der besonders gefährdeten Gruppe der Pflegebedürftigen dienen soll, stellt die entsprechenden Einrichtungen und Wohlfahrtsverbände vor große Herausforderungen - die sie nach eigener Aussage alleine nicht zu stemmen in der Lage sind.
So wandte sich der Paritätische Wohlfahrtsverband am Mittwoch mit einem »Brandbrief« an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Mit dem Schreiben fordert der Verband »externe personelle Unterstützung für Pflegeheime und Pflegedienste« und eine »nationale Kraftanstrengung«. Die verpflichtende Testung sei nur verlässlich umzusetzen, »wenn externes Personal, wie beispielsweise Mitarbeitende des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen oder Bundeswehrangehörige herangezogen werden«, so der Verband. Man begrüße zwar die Verpflichtung und Klarstellung zur Testung in Alten- und Pflegeeinrichtungen als absolut nachvollziehbar, mahne jedoch an, »die Einrichtungen und Dienste in dieser schwierigen Lage nicht alleine zu lassen«.
Auch Diakonie und Caritas beschreiben eine sehr angespannte Lage - gerade in der Pflege und nun zur Weihnachtszeit. »Die Isolation der Bewohnerinnen und Bewohner soll bei größtmöglichem Schutz vermieden werden. Dazu braucht es Testkapazitäten vor Ort, aber auch Personal, das durch Infektionen und Quarantänemaßnahmen von Tag zu Tag knapper wird«, erklärte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Caritas-Präsident Peter Neher. Die Personalsituation sei laut Lilie die größte Herausforderung in der Pflege. »Es waren schon vor der Pandemie zu wenige Pflegekräfte im Einsatz. Corona hat gezeigt, dass das Pflegesystem dringend reformiert werden muss. Das ist die größte sozialpolitische Aufgabe 2021.« Für das Jahr 2020 bilanzierten die beiden Präsidenten: »Dieses Jahr hat die Mitarbeitenden viel Kraft gekostet. Sie haben hohen Einsatz gezeigt - und manche haben in ihrem Dienst an den Menschen auch ihre Gesundheit riskiert. Das wollen wir nicht vergessen und sind sehr dankbar dafür.«
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.