Lebensgefährliche Kreativität

Simon Poelchau über Verstöße gegen den Lockdown

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.
Noch bevor die Läden für den Lockdown schlossen, kündigte der Handelsverband HDE Klagen von Geschäften an, die sich bei den Staatshilfen gegenüber der Gastrobranche benachteiligt sehen. Doch beschränkte sich offenbar so mancher Shop nicht auf Klagen, um auf seinen Schnitt zu kommen, sondern wurde ziemlich kreativ, um den Lockdown zu umgehen: Die Kosmetikkette Douglas versuchte, Filialen zu Drogerien umzudeklarieren. Der Billigdealer MäcGeiz hängte einen Teil seiner Waren ab, um seine Geschäfte weiter öffnen zu können. Und andere Läden bieten mit »Click & Collect« die Möglichkeit an, Sachen online zu bestellen und sie im Geschäft abzuholen, was jedoch einige Bundesländer schon verboten haben.

Manche Konsument*innen freuen sich vielleicht über diese Kreativität, können sie nun doch noch das eine oder andere Geschenk kurz vor Weihnachten ergattern. Doch sollten sie sich fragen, ob das richtig ist. Denn mit dem Shoppen inmitten der Pandemie gefährden sie nicht nur sich, sondern vor allem auch die Verkäufer*innen. So war die Gewerkschaft Verdi eine der ersten, die gegen den Trick von Douglas auf die Barrikaden ging – schließlich vertritt sie die Interessen der Beschäftigten im Einzelhandel.

Geöffnet bleiben sollten nur Geschäfte, die wirklich gebraucht werden. Und alle, die jetzt noch auf der Suche nach einem Geschenk sind, sollten überlegen, ob sie es wirklich noch schnell online bestellen müssen. Auch die Beschäftigten von Amazon und Co., deren Logistikzentren sich derzeit zu Hotspots entwickeln, werden es danken, wenn dieses Jahr das eine oder andere Geschenk weniger unterm Weihnachtsbaum liegt.

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