- Politik
- Al-Hathlul
Verfolgte Frauenrechtlerin
Ludschain Al-Hathlul wurde zu über fünf Jahren Haft verurteilt.
Sie lebt in einem Land, in dem nur Jungen fliegen dürfen. Doch das Mädchen, das davon träumt, zu einem gewaltigen Feld aus Sonnenblumen zu fliegen, lässt sich nicht davon abbringen, ihren Traum zu verfolgen. Im Frühjahr 2022 soll das Kinderbuch »Ludschain träumt von Sonnenblumen« erscheinen, inspiriert von der Geschichte der saudi-arabischen Frauenrechtsaktivistin Ludschain Al-Hathlul - so hatte es ihre Familie Anfang Dezember angekündigt. Am Montag hat ein Sondergericht in Saudi-Arabien, das auf Terrorismus und Fälle nationaler Sicherheit spezialisiert ist, Al-Hathlul zu fünf Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Nach über zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft und mit Bewährungsauflagen könnte sie im kommenden März freikommen.
2014 trat al-Hathlul erstmals in Erscheinung: Auf Twitter postete sie ein Foto von sich, zwar ordnungsgemäß verschleiert, aber am Steuer eines Autos. Damals musste sie für 73 Tage in Haft, weil das Fahren für Frauen in Saudi-Arabien verboten war. Ein Jahr später versuchte sie als Kandidatin bei Kommunalwahlen anzutreten, 2016 beteiligte sie sich an einer Petition, die forderte, das Vormundschaftsprinzip für Frauen abzuschaffen.
Die heute 31-Jährige wurde im Mai 2018 mit rund einem Dutzend anderer Frauenrechtsaktivistinnen festgenommen, mit denen sie seit langem gegen das Autofahrverbot für Frauen kämpfte. Kurz nach ihrer Verhaftung schaffte Saudi-Arabien unter großem PR-Getöse das Fahrverbot ab. Viele weitere Repressalien gegen Frauen blieben aber in Kraft. Aus Protest gegen ihre Haftbedingungen war al-Hathlul im Oktober in einen Hungerstreik getreten. Nach Angaben ihrer Schwester war sie im Gefängnis schwerer sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Ihr wurde vorgeworfen, an internationalen Konferenzen teilgenommen sowie Kontakt mit Diplomaten und Menschenrechtlern gehabt zu haben. Dafür wurde sie nun verurteilt.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.