Eine Zäsur für Portugal

Peter Steiniger sieht im Ausgang der Wahl am Tejo ein Menetekel

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 1 Min.

Marcelo Rebelo de Sousa ist von der klaren Mehrheit einer Minderheit der Portugiesen erneut zum Staatschef bestimmt worden. Nicht einmal vier von zehn der Wahlberechtigten machten an diesem Sonntag von ihrer Stimme Gebrauch: Negativrekord bei Präsidentschaftswahlen, der zehnten seit der Nelkenrevolution. Sicher haben die Pandemie-Einschränkungen das Wählen erschwert, auch dem Heer der Emigranten, doch das erklärt die niedrige Wahlbeteiligung nur zum Teil. Sie spiegelt vor allem eine fortschreitende Abwendung vieler Bürger von der etablierten Politik wider.

Die Wähler von Rebelo de Sousa stimmten für Stabilität, wollten eine Stichwahl vermeiden. Der Konservative spielt meist die Rolle eines landesväterlichen Frühstücksdirektors. Aus dem Reservoir der Frustrierten schöpft der Rechtsextreme André Ventura, nur knapp von der Sozialistin Ana Gomes auf den dritten Platz verwiesen. Das zweistellige Ergebnis für den einzigen Abgeordneten von Chega ist ein Vorzeichen, dass sich auch in Portugal eine Kraft aus diesem Spektrum etabliert. Die soziale Krise, die ihren Tiefpunkt noch längst nicht erreicht hat, düngt den Boden für Demagogen. Parteien der sogenannten Mitte stehen rechts offen, »normalisieren« den politischen Exzess. Portugals Demokratie braucht wachsame Verteidiger.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal