Portugal droht Corona-Kollaps
Das Land leidet unter gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen der Mutation
Berlin. In Portugal hat sich die Coronakrise dramatisch verschärft. Dort wütet die ansteckendere Corona-Mutante B.1.1.7., die zuerst in Großbritannien entdeckt wurde. In dem kleinen südwesteuropäischen Land mit rund zehn Millionen Einwohnern sterben täglich etwa 300 Menschen. Auch die sozialen Folgen sind verheerend. Viele Menschen verlieren ihre Jobs oder befinden sich in Kurzarbeit. Ein Grund hierfür ist die starke Abhängigkeit der portugiesischen Wirtschaft vom Tourismus, der eingebrochen ist.
Ralf Streck hat für »nd« die Hauptstadt Lissabon besucht und berichtet über das Schicksal von Menschen, die in der Nähe des Königspalastes bei der Essensausgabe für Bedürftige Schlange stehen.
Die Situation in Portugal wirft auch die Frage der europäischen Solidarität auf. Am Mittwoch landete dort ein Team der Bundeswehr aus Ärzten und Sanitätern in Lissabon. Die staatliche Nachrichtenagentur Lusa und der öffentlich-rechtliche Fernsehsender RTP meldeten unter Berufung auf das portugiesische Gesundheitsministerium, dass die Soldatinnen und Soldaten im Hospital da Luz in Lissabon aushelfen sollen. Die Klinik wird vom privaten Gesundheitsversorger Luz Saúde betrieben und gilt als eine der modernsten und größten in Portugal. In dem Land wird allerdings auch darüber gestritten, ob die privaten Krankenhäuser ausreichend in die Pflicht genommen wurden.
Die sozialdemokratische Regierung will 250 000 Familien bis zum Jahresende unterstützen, die sich in einer prekären Lage befinden. Das Familieneinkommen wird um bis zu 501 Euro aufgestockt. Weil dies »sehr knapp« bemessen sei und viele Menschen von der Hilfe ausgeschlossen würden, lehnte der portugiesische Linksblock (BE) die Maßnahme und den Haushalt ab. BE-Führungsmitglied Marisa Matias kritisierte gegenüber »nd«, dass die Politik von Premier António Costa zu zaghaft sei.nd Seite 3
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