Tausende fordern Freilassung des katalanischen Rappers Hasél

Wegen Majestätsbeleidigung verurteilter Künstler in Universität Lleida verhaftet

  • Lesedauer: 3 Min.

Barcelona. Nach der Verhaftung des katalanischen Rappers Pablo Hasél sind am Dienstag in Barcelona und weiteren spanischen Städten mehrere tausend Menschen auf die Straße gegangen. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP in Barcelona berichtete. Hasél war wegen Majestätsbeleidigung und Verbalattacken gegen die spanische Polizei zu neun Monaten Gefängnis verurteilt worden und am Morgen verhaftet worden, nachdem er sich bis zum vergangenen Freitag hätte freiwillig stellen sollen.

Hasél, der mit bürgerlichem Namen Pablo Rivadulla Duró heißt, verbarrikadierte sich vor dem Polizeieinsatz mit dutzenden Unterstützern in der Universität von Lleida. Der Einsatz zur Festnahme Haséls begann am frühen Morgen. »Sie werden uns niemals beugen, trotz aller Repression!«, schrie der 32-Jährige bei seiner Festnahme, die Faust in die Luft gestreckt.

In Barcelona versammelten sich rund 1700 Menschen, um für die Freilassung des Rappers zu demonstrieren. Einige trugen »Free Pablo«-Schilder durch die Menge. Doch als sich die Demonstration aufzulösen begann, fingen eine Handvoll Demonstranten an, große Mülltonnen anzuzünden sowie Steine und andere Gegenstände auf die Polizei zu werfen. Ähnliche Vorfälle gab es in Lleida sowie Girona und Valencia.

Grundlage der Verurteilung Haséls ist eine Serie von Twitter-Beiträgen, in denen er die Monarchie und die Polizei angriff. Polizisten bezeichnete er unter anderem als »beschissene Söldner« und warf ihnen die Tötung von Demonstranten und Migranten vor. Im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb Hasél: »Ich bin zusammen mit einigen Unterstützern in der Universität Lleida eingeschlossen. Sie müssen also hier einbrechen, falls sie mich verhaften und ins Gefängnis stecken wollen.« In einem Telefonat mit AFP hatte er Spanien zuvor als »Demokratiefälschung« bezeichnet.

Im Moment der Festnahme protestierte Hasél mit den Worten: »Es ist der faschistische Staat, der mich festnimmt. Tod dem faschistischen Staat!« Ein Sprecher der Polizei sagte: »Wir bringen ihn direkt ins Gefängnis.« Das Hafturteil gegen Hasél hatte in Spanien bereits zuvor Proteste ausgelöst. Eine Petition, in der die Freilassung des Rappers gefordert wird, wurde von mehr als 200 Künstlern unterschrieben, darunter der bekannte Regisseur Pedro Almodóvar und Hollywood-Star Javier Bardem. In den vergangenen Wochen gab es mehrere Protestkundgebungen in Madrid und Barcelona.

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Vergangene Woche kündigte Spaniens Regierung eine Reform des Strafrechts an, wodurch »verbale Exzesse im Rahmen künstlerischer, kultureller oder intellektueller« Aktionen nicht mehr unter das Strafrecht fallen sollen. Zu der Verhaftung Haséls wollte Vize-Regierungschefin Carmen Calvo sich nicht äußern. Sie verwies auf die Pläne zur Reform des Strafrechts und sagte, bei der Freiheit der Meinungsäußerung müsse es in einer »reifen Demokratie wie unserer einen Spielraum für Verständnis und Toleranz geben«.

Bei vielen Spaniern weckt der Fall Hasél Erinnerungen an jenen des Rappers Valtonyc, der 2018 wegen ähnlicher Vorwürfe verurteilt wurde und anschließend nach Belgien flüchtete. Die von Spanien beantragte Auslieferung von Valtonyc lehnt Brüssel mit der Begründung ab, dass die Vorwürfe gegen ihn in Belgien keinen Straftatbestand darstellen.

Die an der Regierung beteiligte Linkspartei Podemos kritisierte die Festnahme Haséls. Wer sich für fortschrittlich halte, müsse sich »schämen«, hieß es in einer Twitter-Nachricht. AFP/nd

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