- Politik
- Belästigung
EU-Umfrage zeigt hohe Dunkelziffer bei Gewalt und Belästigung
Umfrage in EU: Weniger als ein Drittel von Gewaltopfern wendet sich an Behörden / 41 Prozent geben an belästigt worden zu sein
Wien. Bei Gewaltdelikten und Belästigungen ist die Dunkelziffer in Ländern der EU laut einer Umfrage sehr hoch. Weniger als ein Drittel der Gewaltopfer hat sich an die Behörden gewandt, wie aus einer am Freitag veröffentlichten repräsentativen Umfrage der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) unter 32.500 EU-Bürgern hervorgeht. »Die Ergebnisse sind sehr aufschlussreich für das Ausmaß von Gewalt und Belästigung in der EU«, sagte der FRA-Kriminalstatistiker und Studienautor Sami Nevala der Deutschen Presse-Agentur. Hochgerechnet kommt die EU-Agentur jährlich auf EU-weit 22 Millionen Opfer von Gewalt und 110 Millionen Fälle von Belästigungen.
Fast jeder Zehnte gab in der 2019 durchgeführten Umfrage an, in den letzten fünf Jahren körperliche Gewalt erlebt zu haben. Belästigungen sind noch deutlich weiter verbreitet. 41 Prozent der Befragten erklärten, in den letzten fünf Jahren belästigt worden zu sein, dabei nicht zuletzt in den sozialen Medien. Die FRA definiert Belästigung als Beleidigungen oder Bedrohungen, die persönlich oder online übermittelt werden. »Menschen, die älter sind, ein niedrigeres Bildungsniveau haben oder Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen, sind im Allgemeinen weniger bereit, die Strafverfolgungsbehörden einzuschalten«, sagte FRA-Direktor Michael O'Flaherty.
Belästigungen wurden laut Umfrage häufiger in Westeuropa erlebt als in Osteuropa. Die meisten Fälle wurden in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland verzeichnet. Gerade Frauen würden oft online Ziel von üblen verbalen Attacken. »Die Ergebnisse zeigen, dass junge Menschen, Menschen, die sich als nicht heterosexuell identifizieren, und Menschen mit Behinderungen besonders stark von Straftaten betroffen sind«, so O'Flaherty.
In Westeuropa würden Zeugen einer körperlichen Auseinandersetzung der Studie zufolge eher die Polizei rufen, in Osteuropa würden die Menschen eher selbst einschreiten, so die Studie. In Deutschland speziell ist der Schutz von Kindern durch Außenstehende ausgeprägt. Jeder dritte Befragte in Deutschland sagte, er würde eingreifen, wenn er sähe wie ein Vater oder eine Mutter ein Kind schlägt. Die EU-Agentur forderte die Staaten auf, Gruppen besonders zu schützen, die überdurchschnittlich von Gewalt und Belästigungen betroffen seien. dpa/nd
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.