Armut interessiert nicht

Lisa Ecke über die stetige Verfestigung der sozialen Ungleichheit

  • Lisa Ecke
  • Lesedauer: 1 Min.

Wer einmal von Armut bedroht ist, bleibt dies immer länger dauerhaft. Dieses Ergebnis einer Untersuchung vom Statistischen Bundesamt sollte niemanden mehr überraschen. Die Missstände sind bekannt, werden aber als natürliche Gegebenheit hingenommen. Es ist einfach zu unbequem, sich mit der Misere der Anderen auseinanderzusetzen.

Viel angenehmer ist es stattdessen, auf die Unfähigkeit der armen Menschen herabzusehen. Wer lange arm ist, tut wohl nicht genug dagegen. Das ist auch gleich noch ein netter Ego-Booster, man selbst ist ja so fleißig und eben einfach intelligenter, hat sich das gute Gehalt und Vermögen verdient.

Dass es zunehmend schwerer ist, wieder aus prekären Verhältnissen herauszukommen, spielt offenbar keine Rolle. Wie ist es sonst möglich, dass laut Studie diejenigen mit niedrigem Einkommen während der Coronakrise am meisten mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfen müssen?

Besonders betroffen sind Alleinerziehende und Geringqualifizierte, ein wachsendes Gefühl von Ungerechtigkeit macht sich breit. Trotzdem wurde beispielsweise nicht einmal für Ersatz von ausgefallenem Schulessen für arme Kindern gesorgt oder für einen monatlichen Corona-Hartz-IV-Zuschuss. Die Menschen interessiert es einfach nicht: Arm ist gleich wertlos.

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