Keine leichte Entscheidung

Claudia Krieg bittet um Verständnis für medizinisch Verantwortliche

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Gab es an dieser Stelle vor einigen Tagen noch ermunternde Aufrufe von »Christliche Feiertage abschaffen!« bis zu »Impfen, was das Zeug hält!«, stellt sich angesichts des erneuten Impfstopps für das britisch-schwedische Vakzin Astra-Zeneca die Frage, was man im Hinblick auf die nun anstehenden Ostertage fordern könnte. Denn ganz ehrlich: Nicht die Aussicht, einen Blick auf den Osterhasen in der Frühlingssonne zu erhaschen, hatte zuletzt Anlass zu etwas Freude gegeben, sondern die Aussicht, das etliche Lehrer*innen und Kitaerzieher*innen nach den Ferien zumindest teilimmunisiert wieder in den Ring der steigenden Inzidenz steigen könnten.

Geduld hilft nicht, wenn es darum geht, die kapitalistische Gesellschaftsordnung verändern zu wollen. Geduld kann man auch nicht fordern, man kann nur um sie bitten. Aber nichts anderes hilft in diesen Tagen, wenn es darum geht, medizinische Entscheidungen verstehen zu wollen, die sich einem in Gänze zunächst nicht erschließen. Es ist zum Heulen und zum Wütendsein - aber keine Mediziner*in wird zum Rückzug eines Impfstoff raten, wenn nicht ernsthafte Zweifel daran bestehen, die nun erst ausgeräumt werden müssen.

An den Berliner Kliniken gibt es exzellent ausgebildete Mediziner*innen, die einem kaputtgesparten Gesundheitssystem vorstehen, dessen Einsatzfähigkeit man in den letzten Monaten verzweifelt versucht hat, wieder zu stabilisieren. Sie alle mussten seit einem Jahr einer Pandemie hinterherrennen, die nicht nur von der Ausbreitung des Virus bestimmt war, sondern auch von einer überforderten und in Teilen unfähigen Politik.

Die Impfstoffbeschaffung lag in den Händen von Menschen, die weniger Expertise haben als diese Ärzt*innen. Sie versuchen, gemäß ihrem Eid, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Deshalb muss man diese Entscheidung, die sie sich sicher nicht leicht gemacht haben, erst einmal schlucken.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -