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Eine Pandemie gegen Frauen
Lisa Ecke zur ausbleibenden Geschlechtergerechtigkeit
Nach zahlreichen Erhebungen, die eine zunehmende Benachteiligung von Frauen in der Pandemie festgestellt haben, wundert die Bekanntgabe des World Economic Forum (WEF) nicht: Frauen wurden in Sachen Gleichberechtigung 2020 gegenüber 2019 um 36 Jahre zurückgeworfen. Es braucht jetzt 136 Jahre, bis weltweit die Ungleichheit im Hinblick auf ihre politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe und Anerkennung beseitigt ist. 36 Jahre länger, als den Berechnungen für das Jahr vor Ausbruch der Pandemie zufolge. Auch hierzulande hat die Geschlechtergerechtigkeit gelitten: Im internationalen Ranking rutschte Deutschland um einen Platz ab und steht nun auf Rang elf. Grund ist wohl vor allem der Wegfall von Kinderbetreuungsangeboten. Es sind zum größten Teil Frauen, die sich noch mehr als sonst um Kinder kümmern. Sie sind diejenigen, die deshalb dauerhaft ihre Arbeitsstunden reduzieren mussten.
Besonders groß sind laut WEF auch die Unterschiede bei den Chancen zur Mitgestaltung von Politik und Wirtschaft. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Interessen von Frauen in den nächsten Jahrzehnten mehr berücksichtigt werden, sinkt also weiter. Bei der wirtschaftlichen Mitgestaltung dauert es laut WEF bis zum Erreichen der Geschlechterparität schlappe 257 Jahre. Vielleicht würde ein offensiverer Kampf gegen diesen Sexismus etwas bringen. Die Care-Aufgaben einfach liegenzulassen ist allerdings schlecht möglich. Bleibt nur, mehr Druck auszuüben in der Hoffnung, dass nicht noch viele Generationen auf wirksame Gesetze zur Reduzierung der Ungleichheit warten müssen.
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