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+++ Erneute Oktoberfest-Absage wird wahrscheinlicher +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Dienstag, 27. April 2021: +++ Amnesty: EU muss Patente für Impfstoffe freigeben +++ Deutscher und französischer Finanzminister stellen gemeinsam Aufbaupläne vor +++

  • Lesedauer: 5 Min.

München. Die Absage des Münchner Oktoberfestes auch in diesem Jahr wird immer wahrscheinlicher. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat sich erneut sehr skeptisch dazu geäußert, dass die Wiesn stattfinden kann. »Die Hoffnung wird von Woche zu Woche schwächer, wenn man ehrlich ist«, sagte der Rathauschef der »Bild«-Zeitung. »Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass solche Feste aus infektiologischen Gründen nicht zu verantworten sind.« In einer Mitteilung stellte Reiter am Dienstag aber noch mal klar, dass die Entscheidung darüber noch nicht getroffen sei. Reiter sagte, er werde in Kürze mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) darüber sprechen. Er halte es für sinnvoll, dies mit Blick auf alle großen Volksfeste im Freistaat einheitlich zu entscheiden.

Schon 2020 war das Oktoberfest wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Eigentlich sei er im letzten Jahr fest davon ausgegangen sei, dass es 2021 das Oktoberfest geben wird, sagte Reiter der »Bild«-Zeitung. Aber: »Stand heute könnte es nach den geltenden Regelungen nicht stattfinden.« Man könne nicht sagen, dass die Pandemie in irgendeiner Art am Abklingen sei. »Und deswegen kann man sich derzeit nur schwer vorstellen, dass es der Welt größtes Volksfest geben kann.« Bereits vor wenigen Wochen hatte sich Reiter zurückhaltend zu den Chancen einer Wiesn in diesem Jahr geäußert. Söder hatte sich ebenfalls skeptisch gezeigt.

+++ Mehrwöchiger Lockdown für Türkei angeordnet +++

Ankara. Im Kampf gegen die dritte Corona-Welle hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen kompletten Lockdown seines Landes angekündigt. Ab Donnerstag und bis zum 17. Mai dürften die Menschen ihre Häuser nur noch aus triftigen Gründen verlassen, alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte blieben geschlossen, sagte Erdogan am Montag im Fernsehen. Ziel sei es, die Zahl der Neuinfektionen »schnell auf weniger als 5000 pro Tag« zu reduzieren.

Reisen zwischen den Regionen würden eingeschränkt und die Supermärkte erstmals sonntags geschlossen, verkündete Erdogan. Die Maßnahmen scheinen darauf ausgelegt zu sein, einen weiteren Anstieg zu vermeiden, wenn der Fastenmonat Ramadan Mitte Mai endet und traditionell viele Familienfeiern stattfinden.

Das 84 Millionen Einwohner zählende Land hatte am Montag 37.312 Neuinfektionen verzeichnet. Anfang des Monats lagen die Zahlen sogar bei fast 60.000 täglichen Neuansteckungen. Die Zahl der Corona-Todesfälle binnen 24 Stunden stieg auf rund 350 - mehr als während der ersten und zweiten Welle im vergangenen Jahr. Den offiziellen Angaben zufolge starben seit Beginn der Pandemie insgesamt mehr als 37.000 Menschen in der Türkei an den Folgen ihrer Corona-Infektion.

+++ Amnesty: EU muss Patente für Impfstoffe freigeben +++

Berlin. Amnesty International hat die EU aufgefordert, den Patentschutz für Corona-Impfstoffe vorübergehend auszusetzen. Die Europäische Kommission und ihre Mitgliedstaaten ignorierten bislang die zunehmenden Forderungen nach einem Patentverzicht, der die weltweite Produktion und Verfügbarkeit von Corona-Impfstoffen und Zubehör erhöhen würde, kritisierte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag.

Rund 400 Abgeordnete des EU-Parlaments und nationaler Parlamente hätten sich kürzlich der Forderung von Nobelpreisträgerinnen und -trägern sowie ehemaliger Staats- und Regierungschefs angeschlossen, den Patentschutz zeitweilig auszusetzen, erklärte Amnesty. Zwar wachse die Unterstützung für diese Initiative, »doch die Diskussionen gehen bislang nicht über den Austausch von Klarstellungen und zusätzlichen Erklärungen hinaus«, beklagte Amnesty. Der Grund dafür sei »der Widerstand einiger Länder, darunter die EU und ihre Mitgliedsstaaten, die USA und Japan«.

Die Pandemie sei nicht zu Ende, wenn alle Menschen in Europa immunisiert seien, sondern erst, wenn das Virus weltweit besiegt sei, mahnte Scharlau. »Das Horten von Impfstoffen untergräbt die globalen Anstrengungen, die sicherstellen sollen, dass alle Menschen überall vor Covid-19 geschützt werden«, fügte sie hinzu.

+++ Scholz und Le Maire stellen gemeinsam Aufbaupläne vor +++

Paris. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein französischer Kollege Bruno Le Maire stellen am Dienstag ihre jeweiligen nationalen Corona-Aufbaupläne gemeinsam der Presse vor. Nach der Vorstellung via Videokonferenz um 14.30 Uhr werden die Pläne dann zur EU-Kommission nach Brüssel geschickt, wie die Regierung in Paris ankündigte.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten im vergangenen Jahr einen 750 Milliarden Euro schweren Fonds gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auf den Weg gebracht. Kern ist die sogenannte Aufbau- und Resilienzfazilität. Sie ist mit insgesamt 672,5 Milliarden Euro ausgestattet, von denen 312,5 Milliarden als Zuschüsse und 360 Milliarden als Kredite für Reformen und Investitionen in die Mitgliedstaaten fließen sollen.

+++ RKI registriert 10 976 Neuinfektionen +++

Berlin. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 10 976 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 344 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen von Dienstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.10 Uhr wiedergeben. Nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Am Dienstag vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 9609 Neuinfektionen und 297 neue Todesfälle verzeichnet.

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner lag laut RKI am Dienstagmorgen bundesweit bei 167,6. Am Vortag gab das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 169,3 an, vor eine Woche lag sie bei 162,4. »Nach einem vorübergehenden Rückgang der Fallzahlen über Ostern hat sich der starke Anstieg der Fallzahlen zunächst fortgesetzt, seit Mitte April hat sich die Zunahme etwas abgeschwächt«, schrieb das RKI in seinem Lagebericht von Montagabend.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Montagabend bei 1,01 (Vortag: 1,08). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 101 weitere Menschen anstecken. Agenturen/nd

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