Die sehr kurze Karriere des Marvin Neumann

Marvin Neumann, Vorsitzender des AfD-Nachwuchs, verlässt die Partei

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist die Startbahn für viele Politkarrieren: der Vorsitz in einem parteinahen Jugendverband. Auch die Junge Alternative (JA) ist eine Kaderschmiede für die AfD. Markus Frohnmaier, bis 2018 JA-Sprecher, gehört dem Bundestag an. Sein Nachfolger Damian Lohr sitzt als Abgeordneter im Landtag von Rheinland-Pfalz.

Marvin Neumanns politischer Aufstieg ist dagegen vorbei, ehe er richtig begann. Vor etwa zwei Wochen wurden der Brandenburger und Carlo Clemens aus Nordrhein-Westfalen auf dem Bundeskongress im hessischen Volkmarsen zu den neuen gleichberechtigten Co-Vorsitzenden des AfD-Nachwuches gewählt. Wen sich die JA da an ihre Spitze holte, war kein Geheimnis: Neumann erklärte vor seiner Wahl in einem Interview mit der neurechten »Jungen Freiheit«, er sei ein »Befürworter des Solidarischen Patriotismus.« Übersetzt: Neumann bekennt sich zu den völkischen Nationalisten um den Faschisten Björn Höcke.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Viele Anhänger*innen des formal aufgelösten »Flügel« geben sich in letzter Zeit verbal etwas gezähmt, Neumann allerdings war dieser Strategiewechsel offenbar egal. Dem AfD-Bundesvorstand liegt eine Sammlung mit Screenshots von Posts eines »Marvin T. Neumann« in den sozialen Netzwerken vor. Dieser schrieb etwa Anfang Dezember bei Twitter: »Andere weiße Europäer bzw. ihre Nachfahren könn(t)en Deutsche werden, Schwarzafrikaner aber nicht.« Ende März handelte ein Eintrag davon, dass die »Weiße Vorherrschaft« okay sei.

So viel lupenreinen Rassismus kann die AfD gerade im Abwehrkampf gegen den Verfassungsschutz schlecht gebrauchen. Am Montag wollte der AfD-Bundesvorstand daher entscheiden, ob er gegen Neumann Sanktionen verhängt oder sogar ein Parteiausschlussverfahren eröffnet. Einem womöglich langwierigen Verfahren kam der 27-Jährige zuvor: Wie ein Parteisprecher am Montag erklärte, ist Neumann aus der AfD ausgetreten.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal