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Opfer haben mehr verdient
Aert van Riel zur Anerkennung des Völkermords an Herero und Nama
Es ist beschämend, dass die Bundesregierung bei der Anerkennung des Genozids an Herero und Nama vor mehr als 100 Jahren so lange herumgeeiert hat. Erst nach jahrelangen Verhandlungen deutet nun alles auf eine Einigung zwischen den Regierungen in Deutschland und Namibia hin. Die Bundesregierung will die Gräueltaten im damaligen Deutsch-Südwestafrika anerkennen, »die man aus heutiger Sicht als Völkermord einstufen würde«.
Das klingt nach einer ehrlichen Entschuldigung, ist aber ein perfider Trick. Denn mit dieser Formulierung sollen Rechtsansprüche von Nachkommen der Menschen, die während der deutschen Kolonialzeit zu Opfern wurden, ausgeschlossen werden. Dabei leben diese oft in großer Armut und hätten großzügige Entschädigungszahlungen verdient.
In einem Gedicht von Bertolt Brecht sagt ein armer Mann zum reichen Mann: »Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.« Ausbeutungsverhältnisse, die Ungleichheit schaffen, gibt es nicht nur innerhalb von Staaten, sondern ebenso zwischen ihnen. Der Reichtum großer Industrienationen beruht unter anderem auf dem einstigen Imperialismus mit Rassenwahn und gewalttätiger Ausplünderung in vielen Teilen der Welt. Erst wenn Deutschland diesen Zusammenhang anerkennt, gibt es eine Chance auf Gerechtigkeit.
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