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Theologe dringt auf Stopp der Anti-Baerbock-Kampagne
Mit der Kampagne werden »antisemitische Verschwörungsmythen leichtfertig bedient«, kritisiert Matthias Schreiber
Köln. Der Vorsitzende des Vereins »1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«, Matthias Schreiber, fordert, dass die wegen antisemitischer Klischees kritisierte Kampagne der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) gestoppt wird. In der Kampagne werde eine der wichtigsten Urkunden des Judentums, aber auch des Christentums, als Negativfolie benutzt, sagte Schreiber dem Evangelischen Pressedienst (epd). »Das ist abenteuerlich und ungerechtfertigt. Es ist antijudaistisch.«
Die Kampagne zeigt die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock als Moses mit zwei Gebots-Tafeln. Dazu wurden unter anderem die Slogans veröffentlich »Warum wir keine Staatsreligion brauchen« und »Grüne Verbote führen uns nicht ins gelobte Land.« Die Anzeige erschien am Freitag in verschiedenen Zeitungen und stand am Sonntag weiterhin auf der Webseite der Initiative.
Schreiber erklärte, die Zehn Gebote seien so etwas wie eine Glaubens- und Menschenrechtscharta der Freiheit, keine Verbotscharta. Das Judentum werde so als Verbotsreligion inszeniert. Für die Kampagne hätten die Verantwortlichen statt eines so wichtigen jüdischen Dokuments einen eindeutigen Verbotskatalog als Referenz verwenden müssen.
»Es hätte doch wenigstens eine oder einer merken müssen, dass mit einer solchen Kampagne antisemitische Verschwörungsmythen leichtfertig bedient werden«, sagte Schreiber. Grade in Zeiten, in denen Antisemitismus unter anderem durch die Szene der Corona-Leugner wieder im Aufwind sei, sei das besonders schlimm.
Weder der Initiative, noch einzelnen Beteiligten unterstelle er eine antisemitische Motivation, sagte der Vorsitzende des Vereins »1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland«. »Aber, indem sie hier die Ressentiments bedienen, erweisen sie sich - ungewollt und in naivster Manier - als die Wasserträger des Antisemitismus.« An diesem Beispiel werde einmal mehr deutlich, wie groß die Aufgabe sei, Antisemitismus von der Wurzel her zu bekämpfen, erklärte der Theologe. Er sei gespannt, ob die Initiative sich jetzt konstruktiv an dieser wichtigen Aufgabe beteilige.
Bereits am Freitag hatten Vertreter aus Politik und Gesellschaft die Anzeige wegen antisemitischer Klischees kritisiert. Die Initiative, die nach eigenen Angaben von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert wird, wies die Antisemitismusvorwürfe zurück. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände distanzierte sich von der Kampagne. epd/nd
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