Der alte Magier kann doch noch zaubern

Luka Modric entfacht eine neue EM-Euphorie in Kroatien

  • Kieran Canning und Jana Lang, Glasgow
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit seinem magischen Außenrist weckte Luka Modric nicht nur in der erleichterten Heimat Erinnerungen an den Zauber von Russland. Geht es nach dem »kroatischen Harry Potter«, dann hat das EM-Turnier für den Vizeweltmeister jetzt erst so richtig begonnen.

»Wenn wir so spielen, sind wir für jeden Gegner gefährlich«, befand der gefeierte Star der Kroaten nach dem erfolgreichen Einzug ins Achtelfinale, das am kommenden Montag in Kopenhagen ausgetragen wird. Die Brust ist wieder breit, denn beim 3:1 (1:1) in Schottland brachte der alternde Weltstar von Real Madrid die Zweifler und Nörgler mit seiner Extraklasse zum Schweigen.

»Ihr habt euren Ruf verteidigt, nun soll sich Russland wiederholen«, jubelte die Zeitung »Vecernij list« in Anspielung an das WM-Märchen vor drei Jahren, als Kroatien bis ins Finale vorgestoßen war. Vor allem Kapitän Modric und sein Zaubertor machten die schwachen ersten EM-Auftritte beim 0:1 gegen England und dem 1:1 gegen Tschechien vergessen.

Der fast 36-Jährige trotzt dem Alter, im 140. Länderspiel seiner Laufbahn verblüffte er mit seiner Genialität und Übersicht selbst seinen Trainer noch einmal. »Niemand weiß, wie er es schafft, weiterhin so zu spielen. Man würde erwarten, dass Luka nachlässt, dass er an Energie verliert, aber er ist immer noch die Kraft, die das ganze Team antreibt«, schwärmte Zlatko Dalic.

Die nächsten Einträge in den Fußball-Geschichtsbüchern sind dem 1,72 Meter kleinen Spielmacher ebenfalls sicher. Mit seinem zwölften Einsatz bei einer EM-Endrunde stellte der ewige Modric den kroatischen Rekord von Darijo Srna ein. Und durch sein so wichtiges 2:1 im Hampden Park von Glasgow (62.) ist er nun sowohl der älteste (35 Jahre, 286 Tage) als auch der jüngste EM-Torschütze Kroatiens. 2008 hatte Modric die Mannschaft im Alter von 22 Jahren und 273 Tagen zum 1:0 gegen Österreich geschossen.

Wie lange aber der kroatische Dirigent noch den Taktstock schwingen wird, das ließ der Weltfußballer des Jahres 2018 vor der Europameisterschaft stets unbeantwortet. Sein Vertrag in Madrid läuft im nächsten Sommer aus, die kommende WM in Katar findet danach bekanntlich erst Ende des Jahres 2022 im Winter statt. Womöglich ist das laufende Turnier also der letzte Tanz für einen der besten Fußballer, den Kroatien je hervorgebracht hat. »Glücklich schätzen dürfen sich all diejenigen, die Luka Modric haben spielen sehen«, schrieb die spanische »AS«.

Also kann diese EM-Reise ruhig noch eine Weile andauern, nach 1996 und 2008 soll zum dritten Mal der Sprung ins Viertelfinale gelingen. Spielerisch können und müssen die Kroaten, für die auch Nikola Vlasic (17.) und Ivan Perisic (77.) trafen, aber sicherlich noch zulegen.

Das Team hofft nun auf mehr eigene Fans in den Arenen, nachdem es bei den drei Spielen in Großbritannien ob der Reisebeschränkungen nur wenige waren. »Ihr seid unsere Stärke, und wir werden euer Stolz sein«, versprach Trainer Dalic. »Wo auch immer wir nun sind, es werden 20 000 unserer Fans da sein.«SID/nd

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