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Botschaft gegen das Vergessen
Robert D. Meyer über die letzten Verfahren wegen NS-Verbrechen
In Umfragen erklärt etwa die Hälfte der Befragten, es sei an der Zeit, dass Deutschland ganz oder teilweise einen Schlussstrich unter seine NS-Vergangenheit zieht. Im Bundestag sitzt eine Partei, die den Hitler-Faschismus zum »Vogelschiss« degradiert. Je weiter die NS-Verbrechen zurückliegen, umso stärker drängt sich der Eindruck auf, dass das Wissen und die sich daraus ableitenden Schlussfolgerungen - eine klare humanistische Haltung und die Verteidigung der Grundrechte - wieder in Vergessenheit geraten.
Allein deshalb ist es wichtig, dass die Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen weiter gegen frühere NS-Verbrecher*innen ermittelt. Untersuchungen gegen einige Dutzend Verdächtige laufen, wahrscheinlich werden sich nicht mehr alle aufgrund ihres hohen Alters und schlechten Gesundheitszustandes verantworten müssen. Hoffnung aber macht, dass demnächst sogar ein 101-jähriger Ex-Wachmann aus dem KZ Sachsenhausen vor Gericht steht.
Dabei ist es zweitrangig, wie hoch das Strafmaß ausfällt. Allein die Tatsache, dass solche Verfahren 76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch abgeschlossen werden, sendet ein Signal, dass es keinen Schlussstrich geben darf. Es ist eine Botschaft gegen das Vergessen.
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