Ostkreuz droht Zukunft ohne Kultur

Mietvertrag für Berliner Kulturort läuft im Frühjahr 2022 aus

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Manuel Godehard sorgt sich um die »Zukunft am Ostkreuz«. Denn der Geschäftsführer des vielfältigen Kulturstandorts in Berlin-Friedrichshain hat nur noch einen bis 31. März 2022 laufenden Mietvertrag. Der Grundstückseigentümer hatte statt der bisher über mehrere Jahre laufenden Verträge über die Nutzung des Areals nur noch einen mit einjähriger Laufzeit angeboten. Eine Verlängerung steht derzeit nicht in Aussicht.

»Wir haben den Eigentümer zehn Jahre als guten Partner erlebt, der unsere Idee durch eine günstige Miete möglich gemacht hat«, so Godehard zu »nd«. Der aktuelle Schritt verwundert ihn. »Wir wissen von keinen Verkaufsplänen für die Fläche«, berichtet er. Auch gebe es bisher keine Baugenehmigung für eine anderweitige Nutzung.

»Der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger gewählt sein«, heißt es zur Nichtverlängerung des Mietvertrags in einer Mitteilung der »Zukunft am Ostkreuz«. Er wirke nach acht Monaten Lockdown und »der immer noch über der Gesellschaft schwebenden Pandemiebedrohung wie eine unheilvolle Prophezeiung«.

Aufgeschreckt von der Nachricht hat sich die Politik nun eingeschaltet. Es habe erste Gespräche gegeben, sagt Godehard. Bei der Senatskulturverwaltung will man sich durchaus für den Erhalt einsetzen. Doch deren Sprecher Daniel Bartsch verweist auf nd-Anfrage auch auf den begrenzten Spielraum: »Wir können nur als Gesprächspartner und Vermittler agieren.«

Man habe kein Durchgriffsrecht bei Verträgen zwischen privaten Partnern. Die Möglichkeiten seien »extrem begrenzt«, so Bartsch. »Dieser Fall ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Kleingewerbe mit Kulturnutzung viel zu wenig geschützt ist«, sagt der Sprecher von Kultursenator Klaus Lederer (Linke).

Seit dem Sommer 2011 ist an der Friedrichshainer Laskerstraße, unweit des Ostkreuzes, ein bemerkenswerter Kunst- und Kulturstandort entstanden. Keimzelle war das Freiluftkino »Pompeji« in den Ruinen des abgebrannten ehemaligen Clubs »Ministerium für Entspannung«. Zu DDR-Zeiten beherbergten die Räume übrigens ein Filmlager des Progress-Filmverleihs. Hinzu kamen zwei Kinosäle, ein Theater, eine Kunstgalerie, ein Club und der Freiluftbereich »Waldgarten«. Sogar eigenes Bier wird auf dem Gelände gebraut.

Nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf ist die Gegend am Ostkreuz inzwischen stark von Aufwertung betroffen. Direkt neben dem Kulturgelände entwickelt das Kölner Immobilienunternehmen Pandion einen großen Büro- und Gewerbestandort.

Auch der am Checkpoint Charlie gescheiterte Investor Trockland Management plant dort ein teures Büroprojekt. Inzwischen haben sich Anwohnerinitiativen gegen die Projekte formiert.

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