- Kommentare
- Afghanistan
Ausbaden müssen es andere
Daniel Lücking zur politischen Verantwortung am Kabuler Flughafen
»Militär hat eine Meldekette, wenn sie ab und zu klappt«, ist eine militärische Weisheit, die selbst ranghöchste Soldaten teilen. Dass die Meldekette dieser Tage nicht klappt, bemerken viele Journalist*innen, bei denen die Fälle von Afghan*innen auflaufen, deren Namen eigentlich auf Fluglisten stehen sollten – die jedoch weder auf das Flughafengelände gelassen werden, teilweise sogar noch nach Einlass, trotz aller erforderlichen Nachweise, wieder des Geländes verwiesen werden.
Dass die beteiligten Ministerien in öffentlichen Pressekonferenzen den Eindruck einer funktionierenden Meldekette, einer prinzipiell funktionierenden Visaerteilung oder der Gewährung von Ausreisehilfen erwecken, die sich nicht mit den Realitäten vor Ort decken, muss politische Konsequenzen haben.
Zweifelsohne: Im Chaos am Kabuler Flughafen jetzt als Soldat*in eingesetzt zu sein, bedeutet eine große Belastung, die wohl nur freiwillige Helfer*innen ermessen können, die sich für Geflüchtete in der Mittelmeerregion einsetzen. An diesen Orten treten die Folgen politischer Entscheidungen offen zutage. Umso mehr muss aber hinterfragt werden, welche neuen Spielräume sich die Ministerien nun unter einem neuen Mandat einräumen wollen, weil es andere Menschen ausbaden müssen.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.