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Die Saat des Widerstands

Große Delegation der Zapatistas beginnt Europa-Rundreise in Wien zur Vernetzung linker Gruppen

  • Luz Kerkeling, Wien
  • Lesedauer: 4 Min.

Lange wurde sie erwartet, die zweite, deutlich größere Brigade der sozialrevolutionär-links und indigen geprägten Delegation der Zapatistas aus Mexiko. Am 14. September war es dann so weit. Über 100 Angehörige der zapatistischen Befreiungsarmee EZLN wurden von rund 250 sozialen und ökologischen Aktivist*innen aus mehreren Ländern, darunter Österreich, Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Iran, Italien, Portugal und Spanien begeistert empfangen.

In der Ankunftshalle des Wiener Flughafens wurden sie kämpferisch mit zahlreichen Transparenten, unterstützenden Parolen und dem mehrfachen Singen des Liedes »Die Arbeiter*innen von Wien« stimmungsvoll begrüßt. Die mehrheitlich aus Frauen bestehende Gruppe wurde dann auf eine Wiese am Hauptbahnhof begleitet. Die zweite Gruppe von über 70 Personen folgte nach Schwierigkeiten mit den Migrationsbehörden in Madrid am 15. September nach Wien.

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Subcomandante Moisés, Sprecher der EZLN, ergriff am 14. September zunächst das Wort. Nach einer kurzen Vorstellung der zapatistischen Bewegung erläuterte er die Ziele der Reise: »Wir sind nicht für große Massenveranstaltungen gekommen. Wir sind gekommen, um mit denen zu sprechen, die mit uns sprechen wollen. Wir möchten erfahren, wofür sie kämpfen, wie sie kämpfen und wie sie denken. Wir möchten, dass alle ihre Augen öffnen, ihr Bewusstsein öffnen, von Allen, die auf dem Land und in den Städten leben.« Er verwies auf die dramatischen Umwelt- und Klimakatastrophen und prangerte deutlich die Weiterführung der fossilen Energieproduktion und eines ungezügelten Bergbaus an. Moisés betonte mehrfach, dass letztendlich alle Menschen von den Produkten der »Madre Tierra«, der Mutter Erde, leben, egal wo und wie sie leben: »Es ist die Mutter Erde, die uns ernährt und uns das Leben schenkt. Wir, die wir das Land bearbeiten, haben viele Probleme mit der Ausbeutung, der Misere und der Ungleichheit. Dies verursacht viel Zorn, weil wir Jahre um Jahre leiden. Aber natürlich werden auch viele Menschen in den Städten ausgebeutet. Wir alle müssen zusammen gegen die Zerstörung der Mutter Erde kämpfen. Für den Kapitalismus ist das Geld sein Königreich. Für uns Zapatistas ist es wichtig und dringend, dass wir jetzt agieren, wir können nicht darauf warten, dass die schlechten Regierungen irgendetwas beschließen.« Für die Zapatistas sei es klar: Der Kapitalismus müsse endgültig zerstört werden, um eine Weiterexistenz von Menschheit und Natur überhaupt zu ermöglichen.

Der Subcomandante bedankte sich im Namen der Zapatistas so benannten »Reise für das Leben« ausdrücklich für die Organisation des Empfangs in Wien und kündigte an, dass Teilgruppen der Gesamtdelegation mit allen zusammentreffen werden, von denen sie eingeladen wurden.

Aktivist*innen aus Wien begrüßten die Zapatistas mit folgenden Worten: »Danke, dass Ihr uns die Ehre Eures Besuches erweist. Schon die Ankündigung eures wagemutigen Planes, die Epoche mit einem freundlichen Gegenbesuch zu beenden, hat hier in Europa viel bewegt. Wir wissen, dass das Wesentliche nun kommen wird: die Monate der realen Begegnungen. Wir begleiten Euch nun in unsere Wohnungen, politische Lokale und soziale Zentren, auf unsere Demos und zu unseren Besetzungen. Aber auf einer fundamentaleren Ebene seid Ihr es, die durch Euren Besuch uns herumführt: in eine Zukunft, in der Ihr Euch besser auskennt als wir. Eine antikapitalistische, solidarische, nachhaltige, gerechte Zukunft. Danke, dass Ihr uns eingeladen habt, auf diese gemeinsame Reise!«

Um den 20. September werden zur Komplettierung der Gesamtdelegation noch weitere linke indigene Aktivist*innen aus Mexiko erwartet, sie gehören dem Indigenen Kongress CNI und dem Indigenen Regierungsrat CIG sowie der Gemeindefront zur Verteidigung des Bodens und des Wassers FPDTA an, die in ihren Gemeinden gegen Ausbeutung, Diskriminierung und Naturzerstörung kämpfen.

Laut aktuellen Informationen soll die Gesamtdelegation in 28 Gruppen aufgeteilt werden, um den vielen Anfragen aus nahezu 30 Ländern Europas nachkommen zu können. Dort sollen Gespräche mit feministischen, antipatriarchalen, antikapitalistischen und antirassistischen Gruppen geführt werden, aber gleichzeitig auch progressive Alternativprojekte kennengelernt werden. Es sollen auch kulturelle Events und Fußballturniere stattfinden, auf die sich nach eigenen Angaben vor allem die zapatistischen Frauen freuen.

Weitere Infos unter: www.ya-basta-netz.org

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