Die EU gibt nun den Takt vor

Stephan Fischer zur Europäischen Union und Polens Justiz

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer nichts macht, macht nichts verkehrt – dem bleibt aber im Zweifel nur noch die Zuschauerrolle. So oder so ähnlich dürfte die Gefühlslage in Polens PiS-geführter Regierung angesichts der jüngsten Taktvorgaben seitens der EU-Institutionen sein. Im nunmehr sechsten Jahr des Streits um die sogenannten Justizreformen haben sich die Verhältnisse umgedreht. Jahrelang reagierte die EU nur, meist zu spät, zu zögerlich, lief immer weit hinterher. Warschau bestimmte den Takt – hat aber nun den Bogen offenbar überspannt. Die beim Verfassungsgericht liegende Frage zum Vorrang der Rechtssysteme wollte die PiS gar nicht beantwortet haben – aber auch die Frage wirkte. Nur nicht allein so, wie sich das Warschau das vorstellte.

Das populistische Prinzip »Wir sagen oder tun mal was für die kurzfristige Stimmung, um Folgen kümmern wir uns später oder gar nicht« ist an seine Grenzen gestoßen. Brüssel und Luxemburg rammen derzeit Pflöcke ein: Corona-Milliarden nur gegen Rechtsstaatsgarantien, in jedem Urteil des EuGH zu Polen wird auf die Gültigkeit des EU-Rechts gepocht. Im Moment ist Polens Regierung gelähmt – und könnte nur hinterrennen. Kein Wunder, dass Beata Morawiec, Vorsitzende der Richtervereinigung Themis, die Relevanz der jüngsten EuGH-Beschlüsse zur Disziplinarkammer mit »dwanaście«, zwölf, bewertete – auf einer Skala von eins bis zehn.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal