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  • Berliner Krankenhausstreik

Schmerzhafter Kompromiss

Vivantes, Verdi und die Tochterbeschäftigten mussten viel schlucken, um sich zu einigen

  • Lola Zeller
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Ausnahme- als Normalzustand und dafür zu wenig Geld: das sollte sich mit dem Streik der Berliner Krankenhausbeschäftigten ändern.
Der Ausnahme- als Normalzustand und dafür zu wenig Geld: das sollte sich mit dem Streik der Berliner Krankenhausbeschäftigten ändern.

»Wir atmen jetzt erst einmal alle auf, dass wir es geschafft haben«, sagt Alexander Thonig, Mitglied der Verdi-Tarifkommission, die seit einem Jahr über eine Bezahlung der Angestellten der Vivantes-Tochtergesellschaften nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) verhandelt. Die Beschäftigten seien froh, dass es nun endlich zu der Einigung gekommen ist. »Es war ein harter Kampf, aber wir wissen auch: In vier Jahren sehen wir uns wieder auf der Straße!«, so Thonig, Beschäftigter beim Reinigungsunternehmen VivaClean.

Denn das Eckpunktepapier, das Verdi und Vivantes nach Unterzeichnung am Freitag Mittag vorgestellt haben, erfüllt nicht alle Erwartungen der Tochterbeschäftigten. Ein Punkt, der diesen sauer aufstößt: Es konnte keine vollständige Angleichung an den TVöD erreicht werden. Der ausgearbeitete Stufenplan sieht bis 2025 je nach Tochtergesellschaft einen Lohn von 96 Prozent oder 91 Prozent des TVöD vor. Trotz allem sei eine grundlegende Verbesserung der Löhne und Arbeitsbedingungen erreicht worden. »Der Krankengeldzuschuss über die sechste Woche hinaus ist eine feine Sache. Und mit den Zulagen sind wir sehr zufrieden, die sind sehr stark am TVöD orientiert«, sagt er.

Auch Melanie Meißner, Medizinische Fachangestellte in einem Medizinischen Versorgungszentrum, findet, der Tarifabschluss habe »Licht- und Schattenseiten«. »Einige von uns müssen nun in den Bestandsschutz gehen, damit wir nicht weniger verdienen, als zuvor«, sagt sie zu »nd«. Das Problem sei, dass die neuen Verträge in Anlehnung an den TVöD die Einteilung in die unterschiedlichen Lohngruppen nach Dauer der Betriebszugehörigkeit vornehmen. Dies sei aber für die Medizinischen Fachangestellten eine schlechte Lösung. »Ich habe 23 Jahre Berufserfahrung und eine onkologische Zusatzausbildung, bin aber erst seit drei Jahren bei Vivantes. Ich profitiere zwar vom Manteltarifvertrag, aber nicht von den Entgelttabellen«, sagt Meißner.

»Das Ergebnis ist ein Kompromiss, der teils gut und teils schmerzhaft ist«, sagt Verdi-Verhandlungsführer Ivo Garbe. Nach dem längsten und heftigsten Arbeitskampf der Berliner Krankenhausbewegung habe man ein Ende der Unterbezahlung und in großen Teilen eine Gleichbehandlung der Tochterbeschäftigten erreicht.

Gleichwohl wurde das Labor Berlin bisher nicht mitverhandelt, das Unternehmen gehört zu gleichen Teilen Vivantes und Charité. Eigentlich war es Ziel der Berliner Krankenhausbewegung gewesen, auch für die Beschäftigten des Labors die Angleichung an den TVöD zu erkämpfen. »Die Verhandlungsaufforderung liegt auf dem Tisch. Wir hoffen, dass Vivantes und Charité dieser nachkommen werden«, so Garbe.

Auch Johannes Danckert, kommissarischer Geschäftsführer von Vivantes, verzeichnet »schmerzhafte Kompromisse«. Es werde für das Unternehmen nicht einfach werden, die neuen Verträge zu finanzieren. In der Gesamtheit umfasst das Eckpunktepapier 68 Millionen Euro. Inzwischen gebe es die Zusage aus der Landespolitik zur Refinanzierung, es müssten nur noch rechtliche Fragen geklärt werden, sagt Danckert. Bis zum 15. Dezember soll der Tarifvertrag fertig ausgearbeitet sein, damit er 2022 in Kraft treten kann und die Beschäftigten auch schon in diesem Jahr Prämien und Nachzahlungen erhalten können. Mit der Einigung ist der Streik der Vivantes-Tochterbeschäftigten beendet.

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