Pro-europäisch

Petr Fiala übernimmt in Tschechien bald das Amt des Regierungschefs

  • Jindra Kolar, Prag
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Regierungsgeschäfte hat er noch nicht in der Hand, aber ernannt ist er: Petr Fiala heißt der 13. Ministerpräsident Tschechiens seit 1992. Am 28. November beauftragte Staatspräsident Miloš Zeman den 57-jährigen Chef der Bürgerdemokraten (ODS) mit der Regierungsbildung, die seitdem auf Hochtouren läuft. Fiala ist der vierte Premier, den die ODS stellt.

1964 in Brno geboren, studierte Petr Fiala noch in der sozialistischen Tschechoslowakei an der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität seiner Heimatstadt tschechische Literatur und Geschichte. Nach der Samtenen Revolution 1989 wechselte Fiala an den neu gegründeten Lehrstuhl Politologie, an dem er nach seiner Promotion 1993 als leitender Mitarbeiter tätig war. 1996 habilitierte sich Petr Fiala zunächst an der Prager Karls-Universität und setzte seine wissenschaftliche Karriere anschließend an der inzwischen in Masaryk-Universität umbenannten Bildungseinrichtung in Brno fort. 2004 wurde er zu ihrem Rektor gewählt.

Schon als Hochschullehrer meldete sich Petr Fiala in Fragen der Wissenschaftspolitik zu Wort, die Regierenden in Prag wurden auf den Professor aus der Provinz aufmerksam. In der Folge holte ihn der damalige Premier Petr Nečas 2011 zunächst als Wissenschaftsberater, ein Jahr später als Wissenschaftsminister in sein Kabinett.

Im Juni 2013 stolperte die Regierung Nečas über Korruptionsskandale. Fiala lehnte es ab, als Minister der Übergangsregierung Jiří Rusnoks beizutreten, begann jedoch seine Politkarriere innerhalb der ODS, zu deren Vorsitzendem er im Januar 2014 gewählt wurde.

Mit Petr Fiala wird ein besonnener Akademiker an die Stelle des charismatischen Andrej Babiš treten. Als überzeugter Europäer dürfte Fiala mit seiner Regierung den EU-skeptischen Kurs der Visegrad-4-Staaten (Polen, Slowakei Tschechien und Ungarn) nicht unbedingt mittragen.

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