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Tritt in die Magengrube
Cyrus Salimi-Asl über Straflosigkeit im Drohnenkrieg
Die Täter sollen straffrei ausgehen, einmal mehr, entschied diese Woche der US-Verteidigungsminister Lloyd James Austin. Obwohl sie am 29. August mit einer Drohne zehn Menschen in Kabul getötet haben, davon sieben Kinder. Irrtümlich, wie es heißt. Der Angriff galt einem Auto, das laut US-Armee für ein Sprengstoffattentat genutzt werden sollte. Mitte September wurde der »tragische Fehler« eingestanden. Wer glaubte, die Verantwortlichen würden nun zur Rechenschaft gezogen, verkennt, wie Militärs ticken: Laut interner Untersuchung sei der Drohnenangriff kein Verstoß gegen das Kriegsrecht gewesen. »Ausführungsfehler« und Kommunikationsprobleme hätten zum »bedauerlichen« Tod von Zivilisten geführt.
Für die betroffenen Familien ist das ein Tritt in die Magengrube, denn wo Fehler Leben kosten, muss Verantwortlichkeit benannt, Schuld sanktioniert werden, auch bis in die oberste Befehlsebene. Die Entschuldigung des US-Verteidigungsministers und in Aussicht gestellte Entschädigung reichen nicht aus. US-Präsident Biden will auch zukünftig nicht ablassen von Luftangriffen mit Kampfdrohnen – trotz des unkalkulierbaren Risikos, Unschuldige zu töten. Aus Fehlern lernen? Das gilt wohl nicht in der Armee, wo Tote als »Kollateralschaden« verbucht werden.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
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